Hans Walser, [20080507a]

Dreiecksketten

1        Worum es geht

Wir zeichnen eine Kette von Dreiecken gemŠ§ Figur. In der Figur ist . Es entsteht ein gleichseitiger Polygonzug. Wie lŠsst sich das Verhalten dieses Polygonszuges beschreiben?

Der Verhalten des Polygonszuges hŠngt wesentlich vom Winkel  ab. FŸr spitze Winkel  ergibt sich eine (regelmŠ§ige) Grenzfigur, fŸr einen rechten Winkel  erhalten wir eine archimedische Spirale und fŸr stumpfe Winkel  eine logarithmische Spirale.

2        Fallunterscheidung

2.1      Spitze Winkel

FŸr spitze Winkel  tendiert der Polygonzug gegen ein gleichseitiges Sehnenvieleck mit Zentriwinkeln . Falls  eine Teiler von 360¡ ist, ergibt sich ein regelmŠ§iges Polygon mit Innenwinkel  als Grenzfigur. Wenn  in einem rationalen VerhŠltnis zu 360¡ steht, aber kein Teiler von 360¡ ist, erhalten wir als Grenzfigur einen Stern, der sich aus Diagonalen gleicher LŠnge eines regelmŠ§igen Vieleckes zusammensetzt. An den Sternspitzen haben wir ebenfalls Innenwinkel . Bei irrationalem VerhŠltnis zu 360¡ ergibt sich ein Ÿberall dicht belegter Kreisring.

Im Folgenden einige Beispiele mit jeweils .

FŸr  oder  ergeben sich als Grenzfigur ein regelmŠ§iges Dreieck beziehungsweise ein Quadrat.

FŸr  erhalten wir als Grenzfigur ein regelmŠ§iges FŸnfeck, fŸr  auf Anhieb das regelmŠ§ige Sechseck.

FŸr  und  ergeben sich Achteck und Neuneck.

FŸr  ist ; wir erhalten als Grenzfigur ein Pentagramm, das aus einem regelmŠ§igen FŸnfeck durch †berspringen jeder zweiten Ecke entsteht. FŸr  ist ; wir erhalten eine Grenzfigur, welche aus einem regelmŠ§igen Neuneck durch †berspringen jeder zweiten Ecke entsteht.

Wir wŠhlen nun  im Bogenma§, also . Dieser Winkel steht nicht in einem rationalen VerhŠltnis zu 360¡. In der folgenden Abbildung sind der Reihe nach 10, 100 und 1000 Dreiecke gezeichnet.

Beweisskizze: Falls einer der grŸnen Radien die LŠnge  hŠtte, dann auch alle folgenden Radien. Wir hŠtten eine Folge von gleichschenkligen Dreiecken mit der Basis  und den Basiswinkeln . Dies wŠre der stabile Fall. Dieser stabile Fall tritt exakt ein fŸr  oder fŸr .  (Gibt es weitere stabile FŠlle?)

Wenn nun zum Beispiel  ist, dann haben wir im Vergleich zum stabilen Fall die Situation der Skizze:

Auf Grund der Dreiecksungleichung ist

Die folge der Radien ist monoton fallend. Es ist sogar . FŸr  erhalten wir entsprechend eine monoton wachsende Folge von Radien.

Somit ist ; die Figur strebt gegen den stabilen Fall.

2.2      Rechter Winkel

FŸr  entsteht eine Figur mit aufgesetzten rechtwinkligen Dreiecken. Bei  erhalten wir fŸr die Radien die Werte . Der Polygonzug tendiert gegen eine archimedische Spirale (vgl. [Walser 2004]).

2.3      Stumpfer Winkel

FŸr  erhalten wir einen Polygonzug, der eine logarithmische Spirale als Grenzkurve hat. Dies ist nicht trivial, da die Dreiecke ja nicht Šhnlich sind; wir haben keine Schneckenhaus-Situation.

Die Figurenfolge zeigt die Situation fŸr  und ; es sind 10, 100 und 1000 Dreiecke gezeichnet.

Zum Beweis verwenden wir die Bezeichnungen der Figur:

Da  konstant ist, wŠchst der Radius r nach au§en, und der Winkel  geht gegen null. ãWeit au§enÒ sind also die Radien nahezu parallel, und es gilt:

Daraus erhalten wir:

Wir arbeiten nun differenziell weiter:

Dies ist die Polargleichung einer logarithmischen Spirale.

Literatur

[Walser 2004]             Walser, Hans: Pythagoras, eine archimedische Spirale und eine Approximation von ¹. Praxis der Mathematik (6/46), 2004, S. 287-288