Hans Walser, [20210807]
Euklid-Punkt
Anregung: Gerwig 2021
Ein Schnittpunkt im rechtwinkligen Dreieck und im Kontext eines Quadrates. Anwendung des Satzes von Ceva.
Euklid (Euklid 1980, S. 32, Gerwig 2021, S. 20, 136, 319) illustriert den Beweis desjenigen Satzes, der heute als Satz von Pythagoras bezeichnet wird (Euklid verwendet diese Bezeichnung nicht), die Figur der Abbildung 1a (Nachzeichnung durch den Autor).
Abb. 1: Der Euklid-Punkt
Vermutung: Die drei rot markierten Geraden (Abb. 1b) haben einen gemeinsamen Schnittpunkt, den Euklid-Punkt.
Für den Beweis arbeiten wir mit dem Satz von Ceva.
Das Hypotenusenquadrat ist für die Formulierung des Schnittpunktes irrelevant und wird daher im Folgenden weggelassen.
Wir arbeiten mit den Bezeichnungen der Abbildung 2.
Abb. 2: Bezeichnungen
Abb. 3: Ähnliche Dreiecke
Aus der Ähnlichkeit der beiden in der Abbildung 3 gelb markierten Dreiecke folgt:
(1)
Analog:
(2)
Abb. 4: Noch mehr ähnliche Dreiecke
Aus der Ähnlichkeit der beiden in der Abbildung 4 markierten Dreiecke folgt der sogenannte Kathetensatz:
(3)
Analog:
(4)
Aus (3) und (4) ergibt sich:
(5)
Aus (1), (2) und (5) erhalten wir:
(6)
Nach dem Satz von Ceva ist damit die Schnittpunkteigenschaft bewiesen. Den Schnittpunkt nennen wir Euklid-Punkt.
Abb. 5: Schon wieder ähnliche Dreiecke
Aus der Ähnlichkeit der beiden in der Abbildung 5 markierten Dreiecke folgt:
(7)
Analog:
(8)
Somit ist:
(9)
Wir beschreiben dem rechtwinkligen Dreieck ein Quadrat ein (Abb. 6).
Abb. 6: Einbeschriebenes Quadrat
Abb. 7: Und wieder ähnliche Dreiecke
Für die Quadratseite t folgt aus der Ähnlichkeit der markierten Dreiecke in der Abbildung 7:
(10)
Wegen (9) ist (Abb. 8):
(11)
Abb. 8: Einbeschriebenes Quadrat und Euklid-Punkt
Die Abbildung 9 zeigt den Funktionsgrafen von t in die Abhängigkeit von a und b. Nicht sehr spannend.
Abb. 9: Funktionsgraf
Wir können die Kathetenquadrate weglassen und den Euklid-Punkt mit dem einbeschriebenen Quadrat formulieren (Abb. 10).
Abb. 10: Euklid-Punkt mit einbeschriebenem Quadrat
Die Katheten des rechtwinkligen Dreiecks seien die Koordinatenachsen, das Quadrat das Einheitsquadrat. Die Hypotenuse geht durch die freie Ecke des Quadrates (Abb. 11).
Abb. 11: Quadrat fest
Nun drehen wir die Hypotenuse (Abb. 12).
Abb. 12: Bahnkurve des Euklid-Punktes
Die Bahnkurve des Euklid-Punktes ist die Ellipse mit der Gleichung:
(12)
Nachweis rechnerisch.
Wir lassen die Hypotenuse fest und drehen das Quadrat um die freie Ecke (Abb. 13).
Abb. 13:
Hypotenuse fest
Abb. 14: Bahnkurve des Euklid-Punktes
Die Bahnkurve sieht interessant aus.
Der Euklid-Punkt im rechtwinkligen Dreieck ist ein Sonderfall des entsprechenden Punktes in einem allgemeinen Dreieck (Abb. 15).
Abb. 15: Allgemein
Literatur
Euklid (1980): Die Elemente. Nach Heibergs Text aus dem Griechischen übersetzt und herausgegeben von Clemens Thaer. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. ISBN 3-534-01488-X
Gerwig, Mario (2021): Der
Satz des Pythagoras in 365 Beweisen. Mathematische, kulturgeschichtliche
und didaktische Überlegungen zum vielleicht berühmtesten Theorem der Mathematik.
Mit einem Geleitwort von Günter M. Ziegler. Springer
Spektrum. ISBN 978-3-662-62885-0. ISBN 978-3-662-62886-7 (eBook).
https://doi.org/10.1007/978-3-662-62886-7
Walser, Hans (2012): 99 Schnittpunkte. Beispiele – Bilder – Beweise. 2. Auflage. EAGLE, Edition am Gutenbergplatz: Leipzig. ISBN 978-3-937219-95-0
Websites
Hans Walser: Euklid-Punkt und seine Bahnkurven
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/E/Euklid-Punkt/Euklid-Punkt.html
Hans Walser: Miniaturen: Pythagoras, Flächensummen und rechtwinkliges Dreieck
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen_Uebersicht/Pythagoras/index.html
Hans Walser: Schnittpunkte
http://www.walser-h-m.ch/hans/Schnittpunkte/index.html