Hans Walser, [20130122]
Exponentialfunktion und Potenzfunktion
Anregung: Ch. W., B.
Dieser Abschnitt enthŠlt nur didaktische Vorbemerkungen, kann also Ÿbersprungen werden.
Im konventionellen Unterricht wird die Potenzfunktion vor der Exponentialfunktion behandelt. Man kann sich Ÿberlegen, was es bringt, die Reihenfolge zu vertauschen. Schlie§lich ist ja die Exponentialfunktion neben der linearen Funktion die wohl wichtigste Funktion Ÿberhaupt.
In der Didaktik ist es Ÿblich, dass einer, der etwas Neues einfŸhren mšchte, zuerst mal das Bisherige schlecht macht, auf dass sein Leuchtturm umso heller in der Finsternis leuchte. Machen wir also die Potenzfunktion schlecht:
Das Ableiten ist eine mŸhsame Geschichte. Bei der Quadratfunktion geht es noch, die Ableitung der kubischen Funktion wird als Hausaufgabe gegeben und fŸr die Potenzfunktionen ahnt man, dass es vermšge der binomischen Formel wohl auch so geht. Und dann schiebt der Lehrer noch die gebrochenen und die irrationalen Exponenten nach und hofft, dass die SchŸler das schlucken. Gewissenhaft Lehrer leiten wenigsten die Ableitung der Quadratwurzelfunktion mit einigem Aufwand neu her.
Beim Integrieren wiederholt sich das ganze Theater in grŸn. Zudem hat man den hŠsslichen Sonderfall der umgekehrten ProportionalitŠt, der nicht ins Schema passt wegen der verbotenen Division durch Null und wunderbarer- aber unerklŠrlicherweise zum natŸrlich Logarithmus fŸhrt. Dieser ist aber fŸr die SchŸler zu diesem Zeitpunkt alles andere als natŸrlich.
Ganz schlimm wird es, wenn man sich im Unterricht auf die Potenzfunktionen beschrŠnkt. Das fŸhrt dann zum falschen Bild, dass Mathematik etwa darin besteht, den Wendepunkt einer kubischen Parabel zu bestimmen.
Die Exponentialfunktion ist die Lšsung der Differentialgleichung mit der Bedingung .
Die Abbildung 1 zeigt das Richtungsfeld , die Anfangsbedingung als Punkt und die Lšsungskurve.
Abb. 1: Exponentialfunktion
Die Exponentialfunktion wird mit oder konventionell mit geschrieben, die zugehšrige Umkehrfunktion mit .
Welche Kurve ergibt sich durch die Parameterdarstellung
NatŸrlich erwarten wir so etwas wie die Exponentialkurve. Der Plot belehrt uns besser (Abb. 2).
Abb. 2: Was fŸr eine Kurve ist das?
Das sieht doch eher aus wie die rechte HŠlfte der Standardparabel. Und in der Tat:
Da wir nur die rechte HŠlfte haben, ergibt sich erst noch der Vorteil der Umkehrbarkeit.
Analog fŸhrt die Parameterdarstellung
zur Kurve . FŸr natŸrliche Zahlen s haben wir somit die Potenzfunktionen im Kasten, fŸr negative s die gebrochenen Funktionen, insbesondere die indirekte ProportionalitŠt, fŸr gebrochene s die Wurzelfunktionen und fŸr reelle s Funktionen, deren Name ich nicht wei§.
Dieses ganze Theater macht natŸrlich nur Sinn, wenn man es brauchen kann. €sthetik ist in unserer nŸtzlichkeitsorientierten Kultur kein Kriterium. Also:
Zur Kurve
berechnen wir nun mal den Tangentialvektor. Dies ist besonders einfach, weil wir die Ableitung der Exponentialfunktion von der Definition her kennen. Es ist:
Der Tangentialvektor hat die Steigung:
Wegen erhalten wir:
Somit ist . Das geht so fŸr sŠmtliche s.
Wir wollen das bestimmte Integral gemŠ§ Abbildung 3 bestimmen.
Abb. 3: Integral
Die Kurve ist durch
gegeben ist. Wir haben also die Kurve und das bestimmte Integral
zu berechnen. Dazu arbeiten wir mit der Substitution . Damit ist und weiter:
Wir sehen, dass die Funktion die Stammfunktion hat. Der Fall muss auch hier separat behandelt werden, geht aber sehr einfach:
Somit hat die Funktion den natŸrlichen Logarithmus als Stammfunktion.
Bei Kenntnis der Exponentialfunktion lassen sich Ableitung und Integration der Potenz- und Wurzelfunktionen sehr einfach herleiten.