Hans Walser, [20130529]
FlŠchengleiche Rechtecke
FlŠchengleiche Rechtecke und Parallelogramme sind zerlegungsgleich. Es werden einige Beispiele zum Auffinden der Zerlegungsgleichheit diskutiert.
FlŠchengleiche Rechtecke lassen sich mit der Gnomon-Konstruktion finden (Abb. 1). Die beiden grauen Rechtecke sind flŠchengleich.
Abb. 1: Gnomon
Die Abbildung 2 zeigt die einfachste Form einer gemeinsamen Zerlegung.
Abb. 2: Zerlegungsgleichheit
Die entsprechenden Puzzle-Teile lassen sich durch eine Translation ineinander ŸberfŸhren. Jedes Rechteck ist punktsymmetrisch zerlegt.
Die Abbildung 3 zeigt eine Variante der Zerlegung, die zwar auch punktsymmetrisch ist, aber mehr Puzzle-Teile benštigt. Wir lassen diese Variante im Folgenden weg.
Abb. 3: Variante
Nun transponieren wir eines der beiden Rechtecke. Transponieren hei§t, dass wir die Ma§e fŸr LŠnge und Breite vertauschen. Wir nehmen also eines der beiden Rechtecke im Hochformat. Dann ergibt sich eine andere gemeinsame Zerlegung (Abb. 4).
Abb. 4: Transponiertes Rechteck
Die Puzzle-Teile sind nicht mit denen der Abbildung 2 kompatibel, obwohl die beiden Rechtecke kongruent sind. Auch das Umrechteck fŸr die Gnomonkonstruktion hat andere Ausma§e.
Die Abbildung 5 zeigt ein Beispiel, das zunŠchst ganz harmlos aussieht.
Abb. 5: Ein harmloses Beispiel
Wenn wir jedoch das eine Rechteck transponieren, kommen wir mit der Ÿblichen Konstruktion nicht mehr durch. Wir kšnnen das Problem auf verschiedene Weisen lšsen. In der Abbildung 6 sind zusŠtzliche rechtwinklige Dreiecke eingebaut worden.
Abb. 6: ZusŠtzliche Dreiecke
Die Dreiecke kšnnen teilweise zu Rechtecken zusammengefasst werden (Abb. 7).
Abb. 7: Rechtecke als Puzzle-Teile
NatŸrlich stšrt uns die fehlende Symmetrie. Dies kann mit Unterteilung der Rechtecke angegangen werden (Abb. 8).
Abb. 8: Symmetrische Zerlegungen
Die Rechtecke der Abbildungen 1 und 2 haben die LŠngen 4cm und 5cm (Abb. 9). Diese LŠgen sind ein einem rationalen VerhŠltnis.
Abb. 9: Rationales VerhŠltnis
In diesem Fall gibt es eine gemeinsame Zerlegung ausschlie§lich durch Rechtecke, welche zu den Ausgangsrechtecken seitenparallel sind und durch Translationen ineinander ŸbergefŸhrt werden kšnnen.
Die Abbildung 10 zeigt eine Rasterlšsung. Wir haben formmŠ§ig nur ein Puzzle-Teil. FŸr jedes Rechteck benštigen wir 20 Puzzle-Teile.
Abb. 10: Rasterlšsung
Die Abbildung 11 zeigt die Rasterlšsung fŸr den transponierten Fall. Die Puzzle-Teile haben eine andere Form. Wir benštigen fŸr jedes Rechteck 45 Puzzle-Teile.
Abb. 11: Rasterlšsung fŸr den transponierten Fall
Wenn wir mit Rechtecken verschiedener Grš§e arbeiten, brauchen wir insgesamt weniger Puzzle-Teile (Abb. 12).
Abb. 12: Zerlegung in Rechtecke
Das funktioniert auch im transponierten Fall, aber die Puzzle-Rechtecke haben eine andere Form (Abb. 13). Auch die Anzahl der benštigten Puzzle-Teile ist anders.
Abb. 13: Transponierte Version
Die Abbildung 14 zeigt eine Treppenlšsung fŸr das Beispiel der Abbildung 12.
Abb. 14: Gru§ von James Joseph Sylvester
Wir benštigen lediglich zwei Puzzle-Teile. In der transponierten Version (vgl. Abb. 13) ist die Treppenlšsung weniger elegant (Abb. 15).
Abb. 15: Transponierte Version mit Treppe
Wir vergleichen das US Letter-Format zwischen Querformat und Hochformat. Wegen den Ausma§en 11 in auf 8.5 in haben wir ein rationales VerhŠltnis. Eine Zerlegung mit translationsgleichen Rechtecken ist mšglich (Abb. 16).
Abb. 61: US Letter
Das DIN-Format hat das irrationale SeitenverhŠltnis . Zwar kšnnen wir noch eine Zerlegung mit endlich vielen Dreiecken vornehmen (Abb. 17). Die gelben und roten Trapeze sind gleichschenklig und haben Basiswinkel von 45¡. Zudem ist die Deckparallele gleich lang wie die Schenkel.
Abb. 17: DIN-Format und Zerlegung
Eine Zerlegung mit translationsgleichen Rechtecken ist spannend. ZunŠchst kšnnen wir je ein Quadrat abschneiden (Abb. 18).
Abb. 18: Abschneiden von je einem Quadrat
Es bleiben dann zwei kongruente Restrechtecke mit den SeitenverhŠltnissen beziehungsweise Ÿbrig, eins im Hoch- und das andere im Querformat. Rechtecke mit diesem SeitenverhŠltnis werden als Silberne Rechtecke bezeichnet. Bei einem Silbernen Rechteck kšnnen wir zwei Quadrate abschneiden, aber das noch verbleibende Restrechteck ist wieder ein Silbernes Rechteck (Abb.19).
Abb. 19: Abschneiden je zweier Rechtecke
Das geht nun so weiter (Abb. 20).
Abb. 20: NŠchster Schritt
Das Verfahren terminiert nicht. Wir erhalten eine unendliche Folge von Rechteckpaaren.
Unsere †berlegungen lassen sich auf Parallelogramme Ÿbertragen (Abb. 21).
Abb. 21: FlŠchengleiche Parallelogramme
In der Abbildung 22 ist eines der Parallelogramme transponiert worden.
Abb. 22: Transponiert
In der Abbildung 23 ist eines der Parallelogramme der Abbildung 21 verschoben worden. Die Parallelogramme berŸhren sich nun an einer stumpfen Ecke.
Abb. 23: BerŸhrung an stumpfer Ecke
Schlie§lich kšnnen wir auch hier transponieren (Abb. 24).
Abb. 24: BerŸhrung an stumpfer Ecke. Transponiert
Die Puzzle-Bauteile der Abbildungen 21 bis 24 sind alle verschieden, obwohl die Startparallelogramme kongruent sind.
Wir bearbeiten nun zwei zwar flŠchengleiche, aber nicht seitenparallele Rechtecke (Abb. 25).
Abb. 25: FlŠchengleiche, aber schiefe Rechtecke
Die Idee ist, diese durch geeignetes Abschneiden und Ansetzen von Dreiecken in die Situation von zwei seitenparallelen Parallelogramme gemŠ§ Abbildungen 16 bis 19 zu bringen, darin die Zerlegung durchzufŸhren und schlie§lich das Abschneiden und Ansetzen geeignet rŸckgŠngig zu machen. Die Abbildung 26 zeigt zunŠchst das Abschneiden und Ansetzen.
Abb. 26: Abschneiden und Ansetzen
Die Abbildung 27 zeigt das Resultat der Zerlegung. SŠmtliche entsprechende Puzzle-Teile kšnnen durch Translationen ineinander ŸbergefŸhrt werden.
Abb. 27: Zerlegung
Schšn und gut. Es fehlt allerdings die Symmetrie der Zerlegungen der einzelnen Rechtecke. Das erhalten wir, wenn wir das Abschneiden und Ansetzen punktsymmetrisch gestalten (Abb. 28). Dazu mŸssen wir die beiden Rechtecke etwas auseinanderrŸcken.
Abb. 28: Punktsymmetrisches Abschneiden und Ansetzen
Nun kšnnen wir eine punktsymmetrische Zerlegung anstellen (Abb. 29).
Abb. 29: Punktsymmetrische Zerlegung
Schlie§lich schneiden wir das AngefŸgte wieder ab (Abb. 30).
Abb. 30: Punktsymmetrische Rechteckzerlegung
Die Meinung, der ãDiagonalstreifenÒ sei geknickt, ist eine optische TŠuschung (Abb. 31). Wir haben das BedŸrfnis, das schrŠge Rechteck ãgeradezurŸckenÒ.
Abb. 31: Ist der gelbe Streifen geknickt?
Nun rŸcken wir die Rechtecke wieder zusammen (Abb. 32)
Abb. 32: Punktsymmetrische Rechteckzerlegung
Im Unterschied zu der Abbildung 32 ist der ãDiagonalstreifenÒ versetzt. Er ist aber nach wie vor nicht geknickt.
Schiefe flŠchengleiche Rechtecke kommen beim Kathetensatz vor, eines der beiden Rechtecke ist jeweils ein Quadrat (Abb. 33).
Abb. 33: Erinnerung an die Schule
Die Abbildung 34 zeigt die Zerlegung des roten Anteils.
Abb. 34: Zerlegung des Anteils rechts
Die Abbildung 35 gibt beide Zerlegungen.
Abb. 35: Kathetensatz
Die Abbildung 36 zeigt eine Verallgemeinerung des Kathetensatzes auf beliebige Dreiecke. Rechtecke gleicher Farbe sind flŠchengleich.
Abb. 36: FlŠchengleiche Rechtecke
In der Abbildung 37 die Zerlegung.
Abb. 37: Zerlegung
In der Abbildung 38 sehen wir ein Quadrat und ein Rechteck mit bei oberflŠchlichem Hinsehen gemeinsamer Zerlegung.
Abb. 38: Gemeinsame Zerlegung?
Das 8 mal 8 Quadrat hat einen FlŠcheninhalt von 64 Einheiten, das 13 mal 5 Rechteck aber einen FlŠcheninhalt von 65 Einheiten. Bei genauem Hinsehen erkennen wir, dass die Zerlegung nicht stimmt. Beim Rechteck haben wir eine offene Spalte.
Die in der Abbildung 38 auftretenden Ma§zahlen sind 3, 5, 8, 13. Das sind aufeinanderfolgende Fibonacci-Zahlen. Der Trick geht immer mit vier aufeinanderfolgenden Fibonacci-Zahlen. Die Abbildung 39 zeigt die Situation fŸr 5, 8, 13, 21. Nun ist 13 mal 13 gleich 169, hingegen 21 mal 8 nur 168. Das Rechteck hat eine Einheit verloren (durch †berlappung).
Abb. 39: Gemeinsame Zerlegung?
Zerlegungsbeweise sind also erst dann gŸltig, wenn nachgewiesen ist, dass alle Puzzle-Teile sich lŸckenlos und ohne †berlappung aneinanderfŸgen.