Hans Walser, [20210117]
Kardioide und invariante FlŠchen
Anregung: Stephan Berendonk, Kšln
Ein klassisches Beispiel fŸr eine invariante FlŠchensumme sind die beiden Kathetenquadrate beim rechtwinkligen Dreieck, wenn die Ecke mit dem rechten Winkel auf dem Thaleskreis bewegt wird.
Bei der Kardioide gibt es einen Šhnlichen Sachverhalt.
An der einwŠrts gerichteten Spitze einer Kardioide (Abb. 1a) setzen wir einen regelmŠ§igen n-teiligen FŠcher an (Abb. 1b fŸr n = 5). Die FŠchergeraden schneiden wir mit der Kardioide.
Abb. 1: Kardioide und FŠcher
Ausblick: Was ist los mit den Kardioidentangenten in den Schnittpunkten?
Die Schnittpunkte definieren ein n-Eck (Abb. 2a). Den Seiten des n-Ecks setzen wir Quadrate an (Abb. 2b).
Abb. 2: Vieleck und Quadrate
Nun drehen wir den FŠcher um sein Zentrum (Abb. 3 und 4). Dann gilt folgendes:
Der FlŠcheninhalt des n-Ecks bleibt invariant.
Die FlŠchensumme der n Quadrate bleibt invariant.
Abb. 3: Drehen des FŠchers
Abb. 4: 20-teiliger FŠcher
Ich wei§, ich wei§, das Anlegen eines Formelvorrates ist didaktisch verpšnt. Es widerspricht den hehren Prinzipien von entdeckendem Lernen und projektorientiertem Arbeiten. Aber der Kuchen kann erst gegessen werden, wenn er gebacken ist.
Aus den Additionstheoremen folgt:
(1)
Analog:
(2)
(3)
Beweis: Die Vektoren
(4)
lassen sich zu einem geschlossenen regelmŠ§igen n-Eck zusammenfŸgen (Abb. 5 fŸr n = 5). Dabei ist t der Verdrehungswinkel der Figur. Auf das Resultat in (3) hat er keinen Einfluss. Hier tritt zum ersten Mal das PhŠnomen der Invarianz auf.
Abb. 5: Umordnen der Vektoren
Etwas allgemeiner:
(5)
Die Abbildung 6 deutet den Beweis fŸr n = 5 und j = 2 an. Wie ist es, wenn j ein Teiler von n ist?
Abb. 6: Weihnachten kommt bestimmt
(6)
Herleitung: Aus dem Additionstheorem fŸr den Kosinus ergibt sich:
(7)
Daher ist:
(8)
Statt t fŠllt jetzt 2t heraus.
Damit ist die erste Zeile von (6) gezeigt. Da die Summe der beiden linken Seiten von (6) den Wert n ergibt, folgt die zweite Zeile von (6).
(9)
Statt t fŠllt jetzt weg.
Und nun zur Sache.
FŸr den Beweis arbeiten wir mit der Kardioidendarstellung in Polarkoordinaten:
(10)
Die EinwŠrtsspitze kommt in den Ursprung zu liegen (Abb. 7).
In der Abbildung 7 ist ein um t = 26¡ verdrehter FŠcher mit n = 20 Strahlen eingezeichnet.
Abb. 7: Beweisfigur
FŸr das gelbe Dreieck erhalten wir den FlŠcheninhalt:
(11)
Somit ergibt sich fŸr den FlŠcheninhalt A des gelben n-Ecks (Abb. 2a):
(12)
Der Drehparameter fŠllt weg. Damit ist die Invarianz bewiesen.
Die Tabelle gibt den invarianten FlŠcheninhalt des n-Eckes fŸr n = 3 ... 12.
n |
FlŠcheninhalt |
numerisch |
3 |
9/16*3^(1/2) |
0.9742785795 |
4 |
2 |
2. |
5 |
5/2*sin(2/5*Pi)+5/8*sin(1/5*Pi) |
2.745007074 |
6 |
15/8*3^(1/2) |
3.247595265 |
7 |
7/2*sin(2/7*Pi)+7/8*sin(3/7*Pi) |
3.589472112 |
8 |
2*2^(1/2)+1 |
3.828427124 |
9 |
9/2*sin(2/9*Pi)+9/8*sin(4/9*Pi) |
4.000452966 |
10 |
5*sin(1/5*Pi)+5/4*sin(2/5*Pi) |
4.127746908 |
11 |
11/2*sin(2/11*Pi)+11/8*sin(4/11*Pi) |
4.224268490 |
12 |
3+3/4*3^(1/2) |
4.299038106 |
Tab. 1: FlŠcheninhalt
FŸr wird (CAS). Das ist der FlŠcheninhalt der Kardioide.
FŸr die SeitenlŠnge sk und die QuadratflŠche dazu (Abb. 7) finden wir mit dem Kosinussatz:
(13)
Beim Aufsummieren erhalten wir unter BenŸtzung der Formeln in Abschnitt 3.1:
(14)
Wiederum fŠllt der Drehparameter t weg. Damit ist die Invarianz der Quadratsumme nachgewiesen.
Die Tabelle 2 gibt die invariante Quadratsumme fŸr n = 3 ... 12.
n |
Quadratsumme |
numerisch |
3 |
45/4 |
11.25 |
4 |
12 |
12. |
5 |
15-10*cos(2/5*Pi)-5*cos(2/5*Pi)^2 |
11.43237255 |
6 |
21/2 |
10.5 |
7 |
21-14*cos(2/7*Pi)-7*cos(2/7*Pi)^2 |
9.549966050 |
8 |
20-8*2^(1/2) |
8.68629150 |
9 |
27-18*cos(2/9*Pi)-9*cos(2/9*Pi)^2 |
7.929783221 |
10 |
30-20*cos(1/5*Pi)-10*cos(1/5*Pi)^2 |
7.274575139 |
11 |
33-22*cos(2/11*Pi)-11*cos(2/11*Pi)^2 |
6.707639710 |
12 |
27-12*3^(1/2) |
6.21539030 |
Tab. 2: Quadratsummen
FŸr wachsende n verschwindet die Quadratsumme.
Websites
Hans
Walser: Al-Sijizi
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/A/Al-Sijzi/index.html
Hans
Walser: Die Herzkurve und die Mšndchen des Hippokrates
www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/H/Herzkurve_u_Hippokrates/Herzkurve_u_Hippokrates.htm
Hans
Walser: Herzkurve als Enveloppe
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/H/Herzkurve3/Herzkurve3.htm
Hans
Walser: Kardioide
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/K/Kardioide5/Kardioide5.htm
Hans
Walser: Kardioide
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/K/Kardioide6/Kardioide6.htm
Hans
Walser: Kardioide
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/K/Kardioide8/Kardioide8.htm
Hans
Walser: Kardioide als Enveloppe
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/K/Kardioide4/Kardioide4.htm
Hans
Walser: Kardioide als Spiegelbild der Parabel bei Kreisspiegelung
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/K/Kardioide2/Kardioide2.htm
Hans
Walser: Kardioide als Spiegelbild der Parabel bei Kreisspiegelung
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/K/Kardioide2/Kardioide2.htm
Hans
Walser: Kardioide und Goldener Schnitt
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/K/Kardioide/Kardioide.htm
Hans
Walser: Kardioide und regelmŠ§ige Vielecke
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/K/Kardioide3/Kardioide3.htm
Hans
Walser: Kardioide und Thaleskreis
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/K/Kardioide7/Kardioide7.htm
Hans
Walser: Umkreis bei regelmŠ§igen Vielecken
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/U/Umkreis/index.html