Hans Walser, [20191003]
Kollineare und kozyklische Punkte
Bearbeitung einer Schulaufgabe (Lehrmittel des Kantons ZŸrich, Klasse 6, Keller 2016).
Wir beginnen mit einem regelmŠ§igen Zwšlfeck und einem beliebigen Punkt (Abb. 1).
Abb.1: Zwšlfeck und Punkt
Wir zeichnen einen Kreis mit einer Ecke des Zwšlfecks als Zentrum durch diesen Punkt (Abb. 2).
Abb. 2: Kreis
Wir zeichnen auch mit allen anderen Ecken des Zwšlfecks einen entsprechenden Kreis (Abb. 3). Wir haben nun zwšlf Kreise. Sie bilden ein Netz, das aus Kreisvierecken besteht.
Abb. 3: Zwšlf Kreise
In der Figur der Abbildung 3 entdecken wir exemplarisch sechs kollineare Punkte (Abb. 4). Die Gerade durch diese Punkte geht zusŠtzlich durch den anfangs gewŠhlten Punkt. Die Gerade ist Diagonale von Ÿbereck angeordneten Kreisvierecken.
Abb. 4: Kollineare Punkte
Es gibt insgesamt zwšlf Geraden durch kollineare Punkte (Abb. 5). Die Geraden schneiden sich unter Winkeln von 15¡ und Vielfachen davon.
Abb. 5: Geraden durch kollineare Punkte
Wir haben weiter sechs Punkte, die auf einem Kreis liegen (Abb. 6). Der Kreis hat den Mittelpunkt des Zwšlfecks als Zentrum und verlŠuft zusŠtzlich durch den anfangs gewŠhlten Punkt. Der Kreis ist Kreisdiagonale von Ÿbereck angeordneten Kreisvierecken.
Abb. 6: Kozyklische Punkte
Die sechs kozyklischen Punkte bilden ein regelmŠ§iges Sechseck (Abb. 7).
Abb. 7: Sechseck
In der Abbildung 8 sind zwei der sechs Kreise mit ihren Mittelpunkten hervorgehoben. Sie schneiden sich in zwei Punkten. Der eine Schnittpunkt ist der anfangs gewŠhlte Punkt. Der andere Schnittpunkt ist sein Spiegelbild bei der Spiegelung an der durch die beiden Kreiszentren verlaufenden Geraden.
Abb. 8: Spiegelpunkte
In der Abbildung 9 sind die Spiegelachsen fŸr sŠmtliche der sechs in Frage kommenden Schnittpunkte eingetragen. Da diese Spiegelachsen parallel sind und die sechs in Frage kommenden Schnittpunkte Spiegelbilder desselben anfŠnglich gewŠhlten Punkte sind, liegen sie auf einer zu den Spiegelachsen senkrechten Geraden durch den anfŠnglich gewŠhlten Punkt. Damit ist die KollinearitŠt nachgewiesen.
Abb. 9: Parallele Spiegelgeraden
Die mšglichen Spiegelachsen sind Seiten und Diagonalen des Zwšlfecks und schlie§en daher Winkel von 15¡ und Vielfachen davon ein. Daher tun das auch die Geraden der Abbildung 5.
Die Abbildung 10 zeigt die Spiegelgeraden fŸr die sechs kozyklischen Punkte der Abbildung 6. Diese speziellen Spiegelgeraden sind kopunktal und schlie§en untereinander Winkel von 30¡ und Vielfachen davon ein. Daher kšnnen die sechs Punkte durch Drehungen um 60¡ und Vielfache davon aufeinander abgebildet werden. Sie sind somit Eckpunkte eines regelmŠ§igen Sechsecks.
Abb. 10: Kozyklische Punkte und kopunktale Spiegelgeraden
Nachdem wir den Trick heraus haben, kšnnen wir weitere kozyklische Punkte finden.
Die Abbildung 11 zeigt drei kopunktale Diagonalen im Zwšlfeck, die aber nicht durch den Mittelpunkt verlaufen (Walser 2012, S. 29). Die KopunktalitŠt ergibt sich aus SymmetriegrŸnden. Die drei Diagonalen schneiden sich unter Winkeln von 45¡ und Vielfachen davon. Wir fokussieren nun auf diejenigen blauen Kreise, die ihre Zentren in den Endpunkten dieser Diagonalen haben. Die beiden Kreise mit dem Zentrum in je einem Ende einer Diagonale schneiden sich im anfangs gewŠhlten Punkt sowie seinem Spiegelpunkt bei Spiegelung an dieser Diagonalen. So erhalten wir zusŠtzlich zum anfangs gewŠhlten Punkt drei weitere Punkte.
Abb. 11: Kopunktale Diagonalen im Zwšlfeck
Diese insgesamt vier Punkte sind kozyklisch (Abb. 12). Das zugehšrige Kreiszentrum ist der Schnittpunkt der kopunktalen Diagonalen, also nicht der Mittelpunkt des Zwšlfecks. Die vier Punkte sind die Ecken eines Quadrates.
Abb. 12: Kreis und Quadrat
Die Abbildung 13 zeigt vier kopunktale Diagonalen im Zwšlfeck. Die KozyklizitŠt ist nicht mehr aus SymmetriegrŸnden trivial (Walser 2012, S. 28). Die Diagonalen schneiden sich unter verschiedenen Winkeln.
Wir erhalten zusammen mit dem eingangs gewŠhlten Punkt fŸnf kozyklische Punkte. Sie bilden allerdings kein regelmŠ§iges FŸnfeck.
Abb. 13: FŸnf kozyklische Punkte
Die Situation kann auf beliebige regelmŠ§ige Vielecke Ÿbertragen werden.
Bei gerader Eckenzahl ist der Sachverhalt všllig analog zum Zwšlfeck. Die Abbildung 14 zeigt exemplarisch die Situation im regelmŠ§igen Achteck.
Abb. 14: RegelmŠ§iges Achteck
Die Abbildung 15 zeigt ein Beispiel von vier kozyklischen Punkten im der Figur.
Abb. 15: Vier kozyklische Punkte
Bei ungerader Eckenzahl gibt es ebenfalls kollineare Punkte und kopunktale Geraden (Abb. 16 exemplarisch mit einem regelmŠ§igen Siebeneck).
Abb. 16: RegelmŠ§iges Siebeneck
Hingegen gibt es keine kozyklischen Punkte. Der Kreis (magenta in Abb. 17) um das Zentrum des Siebenecks durch den anfangs gewŠhlten Punkt verlŠuft zwischen den Schnittpunkten der blauen Kreise. Das hŠngt damit zusammen, dass sieben nicht durch zwei teilbar ist.
Abb. 17: Magenta Kreis zwischen den Schnittpunkten
Die sieben Schnittpunkte des magenta Kreises mit den blauen Kreisen bilden aber ein regelmŠ§iges Siebeneck (Abb. 18).
Abb. 18: RegelmŠ§iges Siebeneck
Literatur
Keller, Bernhard & Keller, Roland & Diener, Marion (2016): Mathematik 6. Lehrmittelverlag ZŸrich.
Walser, Hans (2012): 99 Schnittpunkte. Beispiele – Bilder – Beweise. 2. Auflage. EAGLE, Edition am Gutenbergplatz: Leipzig. ISBN 978-3-937219-95-0
Websites
Hans Walser: Schlussstriche
http://www.walser-h-m.ch/hans/Schlussstriche/
Hans Walser: Schnittpunkte
http://www.walser-h-m.ch/hans/Schnittpunkte/