Hans Walser, [20090824a]
Kugel-Steckmodelle
Es werden Steckmodelle
von Kugeln besprochen. Dabei werden Gro§kreise, in EinzelfŠllen auch
Kleinkreise, aus starkem Papier geschnitten, geschlitzt oder gekerbt und
zusammengesteckt. Allgemeines Ÿber Steckmodelle siehe [Walser 2009].
Durch Projektion des
Oktaeders auf seine Umkugel erhalten wir drei paarweise orthogonale Gro§kreise.
Oktaeder und Projektion
auf die Umkugel
Steckmodell mit drei
Gro§kreisen
Wir verwenden drei
verschiedene Bauteile.
Bauteile
FŸr das Zusammenstecken
werden die Bauteile in der Reihenfolge von links nach rechts eingebaut. Beim
Zusammenstecken ist ein wenig sanfte Gewalt nštig — eine †bung in Feinmotorik.
An sich (was immer ãan
sichÒ hei§t) kŠme man mit drei Exemplaren des mittleren Bauteils aus.
Drei gleiche Bauteile?
Wir brŠuchten also nur
einen Bauteiltyp. Es mŸsste dann einfach der rote Bauteil durch den grŸnen
gesteckt werden, der grŸne durch den blauen und der blaue durch den roten.
Ausprobieren! — Der erste Schritt geht problemlos, aber dann kommen wir
in Schwierigkeiten. Die drei Bauteile sind topologisch gesehen Ringe, welche
wie die drei borromŠischen Ringe wechselseitig ineinander verschlungen sein
mŸssten.
Drei borromŠische Ringe
Drei nicht
verschlungene Ringe kšnnen wir aber nur in die borromŠische Lage bringen, indem
wir einen der drei Ringe aufschneiden und nach dem ZusammenfŸgen wieder
zusammenlšten. So machen es die ZauberkŸnstler mit ihren acht Ringen...
Allerdings geht es mit
gleichen Bauteilen. Allerdings mŸssen wir die Kreise sozusagen halbieren. Wir
brauchen daher sechs Bauteile.
Modell mit sechs
gleichen Bauteilen
Bauteilmuster:
Bauteil
Unser Modell unterteilt
die KugeloberflŠche in acht kongruente sphŠrische Dreiecke, deren SeitenlŠngen
(auf der Einheitskugel) je sind, und die
drei rechte Winkel haben.
Wir bauen nun eine
Kugel mit einem beliebigen sphŠrischen Dreieck mit den SeitenlŠngen a, b, c (bezogen auf die Einheitskugel mit dem Umfang 2¹).
Wir kšnnen entweder mit drei Kreisbauteilen arbeiten oder mit drei Paaren von
Halbkreisbauteilen.
Bei drei Kreisscheiben
ist die Topologie dieselbe wie beim einfachsten Modell oben.
Drei Kreisscheiben
Im Anhang das Beispiel
in extenso. Es ist auch eine spiegelbildliche Version angegeben. Die Idee dabei
ist, das Beispiel auf einem Farbdrucker auszudrucken, auszuschneiden und dann
die gleichfarbenen Bauteile zweiseitig zu verwenden. Ein Zusammenkleben ist
nicht einmal nštig, die Teile halten durch das Zusammenstecken.
Bei drei Paaren von
Halbkreisbauteilen kann das so aussehen:
Halbkreis-Bauteile
In der folgenden
Abbildung ist das fragliche sphŠrische Dreieck oben.
SphŠrisches Dreieck
Dieses Modell ist
geeignet, um die Herleitung der FlŠchenformel mit dem sphŠrischen Exzess zu
visualisieren.
Durch Projektion des Kuboktaeders auf seine Umkugel erhalten wir die
Situation der folgenden Abbildung. Die KugeloberflŠche wird durch vier
Gro§kreise in acht sphŠrische Dreiecke und sechs sphŠrische Vierecke
unterteilt.
Kuboktaeder und
Projektion auf die Umkugel
Kugelmodell des Kuboktaeders
Wir benštigen vier Bauteile gemŠ§ Figur:
Bauteile
FŸr das Zusammenstecken
werden die Bauteile in der Reihenfolge von links nach rechts eingebaut.
Zwšlf gleiche Bauteile
Der einzelne Bauteil ist im
Prinzip (Winkelabstand zwischen den Šu§ersten Kerben) ein Drittelskreis.
Bauteil
Da wir vier Gro§kreise haben,
brauchen wir also zwšlf gleiche Bauteile.
Wir projizieren das
Ikosidodekaeder auf seine Umkugel.
Ikosidodekaeder und Projektion
auf Umkugel
Dies fŸhrt zu einer Figur mit
sechs Gro§kreisen.
An sich ist es mšglich, ein
Modell mit sechs Teilen zu bauen.
Modell aus sechs Teilen
Die Teile sind ungleich.
Bauteile
Das Zusammenstecken ist Šu§erst
heikel, besonders das Einbringen des letzten Bauteils ist etwa vergleichbar mit
der Erdumsegelung des Ferdinand de Magellan. Es empfiehlt sich daher,
insbesondere bei den letzten Bauteilen, mit zwei HŠlften zu arbeiten.
Halbierte Bauteile
€u§erlich sieht man das dem
Modell nicht an.
Ikosidodekaeder
Modell mit einer
30¡-Rasterung.
Meridiane und
Breitenkreise
Blick auf den SŸdpol
FŸr die Meridiane
brauchen wir 12 Bauteile, welche paarweise aus sechs Typen bestehen.
Bauteile fŸr die
Meridiane
Der zweite und der
sechste Bauteil sind symmetrisch, ebenso der dritte und der vierte. Wenn wir
mit beidseitig gleichfarbenem Papier arbeiten, kšnnen wir diese Teile zusammenfassen.
Bei der Verwendung von Fotos unter BerŸcksichtigung der beiden Seiten sind die
Teile verschieden.
Die Bauteile finden
sich gro§formatig im Anhang.
FŸr den €quator
brauchen wir 2 Bauteile, fŸr die Breitenkreise ±30¡ insgesamt vier Bauteile und
ebenso fŸr die Breitenkreise ±60¡.
Bauteile fŸr €quator und
Breitenkreise
FŸr die Herstellung der
Bauteile habe ich mit Kartonschablonen gearbeitet. Die Schablone wird auf die
RŸckseite der Foto gelegt und mit Kugelschreiber Ÿbertragen.
Die Schablone links
kann fŸr alle 6 Typen von Meridianen verwendet werden, dazu dienen die
FŸhrungslšcher auf der Achse.
Schablonen fŸr die
Bauteile
Das Zusammenstecken
beginnt mit den Meridianen an der Erdachse. Die zwei gleichen Bauteile ergŠnzen
sich zu einem Gro§kreis. Anschlie§end werden die Bauteile fŸr €quator und
Breitenkreise eingesteckt.
Wir ersetzen die
Breitenkreisebenen durch Breitenkreiskegel mit Spitze im Kugelzentrum und dem
Breitenkreis als Leitkreis. Das Modell ist geeignet, die Kugelkoordinaten zu
erklŠren. Auch Punkte im Kugelinnern haben die ãrichtigeÒ geografische Breite. Modell
mit einer 30¡-Rasterung.
Meridianebenen und
Breitenkegel
Sicht auf den Nordpol
FŸr die Meridiane
brauchen wir 12 Bauteile, welche paarweise aus sechs Typen bestehen.
Bauteile fŸr die
Meridiane
Bauteile fŸr €quator und
Breitenkegel
Die Bauteile fŸr
€quator und Breitenkegel haben alle denselben Radius, hingegen sind die
WinkelabstŠnde der Kerben verkŸrzt.
FŸr den €quator
brauchen wir zwei der Bauteile links, fŸr die Breitenkegel ± 30¡ insgesamt vier
der Bauteile Mitte und fŸr die Breitenkegel ± 60¡ insgesamt zwei der Bauteile
rechts, da dieser Bauteil den
ganzen Kegelmantel (inklusive †berlappungen an den NŠhten) darstellt.
Die Bauteile sind aus
starkem Papier geschnitten; dabei kšnnen alte Fotos, Ansichtskarten oder
Karteikarten zweitverwertet werden. Das Ende einer Kerbe wird mit einer
Lochzange durchgesto§en. Dann kann sehr einfach bis zum Ende mit der Scheren
oder einem Japanschneider geschnitten werden. Die Breite der Kerben hŠngt vom
verwendeten Material ab. Ich habe mit ca. 1 mm gearbeitet. Eine kerbenbreite
ist zwingend, wenn man nur mit einem Schnitt arbeitet, wellt sich das Material.
Der Zusammenbau braucht
keinen Klebestoff; die Modelle sind im Prinzip reversibel. Erfahrungen im Unterricht
zeigen, dass die Technik leicht verstŠndlich ist.
Literatur
[Walser 2009] Walser, Hans: Steckmodelle. MU Der Mathematikunterricht. Polyeder im Mathematikunterricht. Jahrgang 55. Heft 1. Februar 2009. Friedrich Verlag, Seelze. S. 38-47
Anhang
SphŠrisches Dreieck
mit Seiten a, b, c.
Kugel mit Meridianen
und Breitenkreisen
Im folgenden
Schnittmuster in Originalgrš§e fŸr eine Kugel mit dem Radius ca. 7cm. Diese
Grš§e ist geeignet fŸr die Verwendung von DIN A6 Karteikarten oder alten Fotos
im selben Format.
Meridian Typ 1
Meridian Typ 2
Meridian Typ 3
Meridian Typ 4
Meridian Typ 5
Meridian Typ 6
€quator
Breitenkreis fŸr ± 30¡
Breitenkreis fŸr ± 60¡