Hans Walser, [20181219]
Orgelpfeifen
Abb. 1: Orgelprospekt
Die Abbildung 1 zeigt den Orgelprospekt der St.-Nikolai-Kirche Grźnlichtenberg (1866/67). In der Mittelachse und den beiden Au§enachsen sind die Pfeifen so angeordnet, dass in der Mitte die lŠngste Pfeife steht. In den Zwischenachsen sehen wir ein monotones Wachstum der PfeifenlŠngen.
Dies wirft folgendes Problem auf: Gegeben sei eine monoton wachsende Folge. Gesucht ist eine VerŠnderung der Reihenfolge derart, dass das grš§te Folgenglied mšglichst in die Mitte zu liegen kommt und es auf beiden Seiten abwŠrts geht.
Wir beginnen mit einer monoton wachsenden endlichen Folge:
(1)
Gesucht ist eine VerŠnderung der Reihenfolge derart, dass mšglichst in die Mitte zu liegen kommt. Weiter soll das kleinste Folgenglied links bleiben, das zweitkleinste Folgenglied soll an die letzte Stelle zu liegen kommen, das drittkleinste Folgenglied neu an zweiter Stelle links und so weiter. Diese Festlegung hat eine ParitŠtsunterscheidung zur Folge: Bei einer ungeraden Anzahl von Folgengliedern ist dann das grš§te Folgenglied in der Mitte und das zweitgrš§te rechts davon. Bei einer geraden Anzahl von Folgengliedern gibt es kein mittleres Glied. In der Mitte stehen links das zweitgrš§te und rechts das grš§te Folgenglied.
Wir bezeichnen mit j den Laufindex der Folge (1) und mit den Index desjenigen Folgengliedes von (1), das nach der VerŠnderung der Reihenfolge an der Stelle j liegt.
Das Problem wird gelšst durch folgende VerŠnderung der Reihenfolge:
(2)
Die Idee ist, das Maximum in die Mitte zu setzen und von daher auf beide Seiten hinunterzugehen.
In der Tabelle 1 ist m = 3 und n = 9.
j |
k |
3 |
3 |
4 |
5 |
5 |
7 |
6 |
9 |
7 |
8 |
8 |
6 |
9 |
4 |
Tab. 1: Beispiel
Wir kšnnen natźrlich auch mit dem Index null beginnen (Tab. 2).
j |
k |
0 |
0 |
1 |
2 |
2 |
4 |
3 |
5 |
4 |
3 |
5 |
1 |
Tab. 2: Beispiel
Die Sache funktioniert auch mit negativen Indizes (Tab. 3).
j |
k |
–7 |
–7 |
–6 |
–5 |
–5 |
–3 |
–4 |
–1 |
–3 |
1 |
–2 |
0 |
–1 |
–2 |
0 |
–4 |
1 |
–6 |
Tab. 3: Beispiel
In der Abbildung 2 wird die Reihenfolge einer linearen Folge verŠndert.
Abb. 2: Lineares Wachstum
Bei der verŠnderten Reihenfolge ist die Symmetrie an der Spitze etwas gestšrt (Abb. 3).
Abb. 3: Gestšrte Symmetrie
Die geometrische Spitze liegt etwas rechts von der Mitte. Dies erklŠrt den merkwźrdigen Summanden in (2).
Die eine Seite passt nach dem Spiegeln in die ZwischenrŠume der anderen Seite. Dies ist die sogenannte Rei§verschlusssymmetrie (Abb. 4).
Abb. 4: Rei§verschlusssymmetrie
Abb. 5: Exponentielles Wachstum
In der verŠnderten Reihenfolge ist die Spitze wiederum leicht rechts vom Maximum.
Abb. 6: Exponentialkurven
Die Abbildung 7 zeigt einen entsprechenden Orgelprospekt (Dom zu Salzburg). Allerdings nimmt hier auch der Durchmesser der Orgelpfeifen zu.
Abb. 7: Dom zu Salzburg
Wir arbeiten mit der Folge (Abb. 8):
(3)
Man beachte, dass das erste Folgenglied den Wert null hat.
Abb. 8: Sinusoidale Folge
Die Umrisskurven sind Sinuskurven, ohne Spitze.
Abb. 9: Sinuskurven
Wir verŠndern jetzt die Folge scheinbar geringfźgig:
(4)
Im Staffelbild ist der Unterschied von Auge nicht wahrnehmbar (Abb. 10).
Abb. 10: Leicht geŠnderte Folge
Die Umrisskurve ist in der verŠnderten Reihenfolge nicht mehr eine durchgehende Sinuskurve, sondern hat eine Spitze nach unten (Abb. 11).
Abb. 11: Spitze nach unten
Websites
Hans Walser: Trigonometrische IdentitŠt
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/T/Trigo_Id/Trigo_Id.htm