Hans Walser, [20201119]
Ortsbogen
Verallgemeinerung im Umfeld von Ortsbogen und Umfangwinkelsatz
Bei einem Kreisbogen mit Sehne klappen wir den ErgŠnzungsbogen hinein. Auf der Sehne wŠhlen wir symmetrisch zwei Punkte (Abb. 1a).
Abb. 1: Symmetrische Punkte und Parallelen
Durch die beiden Punkte legen wir parallele Geraden. Die eine (rechts) schneiden wir mit dem gro§en Bogen, die andere mit dem kleinen (Abb. 1b).
Wir verbinden die beiden Schnittpunkte (Abb. 2a).
Abb. 2: Invarianter Winkel
So entsteht ein Winkel, der gegenźber Verdrehungen der Parallelen invariant ist (Abb. 2b). Die Animation 1 illustriert den Sachverhalt.
Animation 1: Invarianter Winkel
Bevor wir zum Beweis schreiten, einige SonderfŠlle und andere Dispositionen.
Wir setzen die beiden Punkte an die Enden der Sehne (Abb. 3). Dadurch schrumpft der Mechanismus links unten zu einem Punkt zusammen. Wir erhalten die Situation des Umfangwinkelsatzes. Der ErgŠnzungsbogen kann weggelassen werden.
Abb. 3: Sonderfall Umfangwinkelsatz
Die Winkelinvarianz gilt auch, wenn wir die beiden Punkte symmetrisch au§erhalb der Sehne setzen (Abb. 4a). Wir mźssen dazu die Kreisbšgen zu Kreisen ergŠnzen.
Wir kšnnen die beiden Kreise auch trennen (Abb. 4b).
Abb. 4: Andere Dispositionen
Wenn wir die beiden Kreise aufeinandersetzen, ergeben sich — wer hŠtte das gedacht — rechte Winkel (Abb. 5a). Also eine Verallgemeinerung der Situation des Thaleskreises.
Abb. 5: Rechte Winkel
In diesem Sonderfall ist der Beweis recht einfach. Wir kšnnen die Konfiguration mit einer Punktspiegelung zu einem Rechteck ergŠnzen (Abb. 5b).
Fźr den allgemeinen Fall ist mir kein schšner geometrischer Beweis gelungen. Nachfolgend ein rechnerischer Beweis mit kartesischen Koordinaten (Abb. 6).
Abb. 6: Kartesisches Koordinatensystem
Die beiden Kreise haben die Koordinatengleichungen:
(1)
Fźr die parallelen Geraden verwenden wir die Koordinatengleichungen:
(2)
Die etwas unźbliche Verwendung des Steigungsparameters m erleichtert die Handhabung der senkrechten Geraden.
Der Rest ist Rechnung. Das hšchste der Gefźhle sind dabei quadratische Gleichungen. Fźr den Zwischenwinkel der beiden eingezeichneten Vektoren erhalten wir:
(3)
Die Parameter m und r kommen in (3) nicht vor. Der Winkel ist daher invariant gegenźber €nderungen von m, also Verdrehungen der beiden Parallelen. Dies war zu zeigen.
Abb. 7: Beifang
Der Kreisradius r kommt in (3) ebenfalls nicht vor. Der Winkel ist also auch invariant gegenźber VerŠnderungen des Kreisradius r (Abb. 7a).
Ebenfalls aus (3) sehen wir, dass der Winkel im gelb eingezeichneten Dreieck (Abb. 7b) erscheint. Im Sonderfall des Umfangwinkelsatzes ist das der halbe Zentriwinkel.
Weblink
Hans Walser: Ellipsentangente und Herzkurve
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/E/Ellipsentangente/Ellipsentangente.htm