Hans Walser, [20221119]
Schnittpunkt
Idee und Anregung: Zvonimir Durcevic, Wien
Gemeinsame Schnittpunkte von zwei parallelen Geraden, einer Ellipse und einer Hyperbel. In einem Sonderfall erscheint der Goldene Schnitt
In den Punkten F und G zeichnen wir je die Senkrechte zur Geraden FG (Abb. 1). Diese beiden Senkrechten sind natürlich parallel zueinander. Die Punkte F und G werden wir später als gemeinsame Brennpunkte der Ellipse und der Hyperbel verwenden.
Abb. 1: Gerade mit Senkrechten
Vom Mittelpunkt M der Strecke FG aus strecken wir den Punkt F mit einem beliebigen Faktor t > 1. Dies gibt den Bildpunkt E (Abb. 2). Ebenso strecken wir den Punkt F mit dem Kehrwert 1/t und erhalten den Punkt H. Die beiden Punkte E und H verwenden wir als Scheitelpunkte für die Ellipse beziehungsweise die Hyperbel. Der Faktor t dient im Folgenden als Parameter der Figur.
Abb. 2: Scheitelpunkte
Nun zeichnen wir die Ellipse mit den Brennpunkten F und G durch E (Abb. 3).
Abb. 3: Ellipse
Analog zeichnen wir die Hyperbel mit denselben Brennpunkten, aber durch H (Abb. 4).
Abb. 4: Hyperbel
Die beiden parallelen Geraden, die Ellipse und die Hyperbel haben vier Punkte gemeinsam.
Die Abbildung 5 illustriert die Situation bei Variation des Parameters t.
Abb. 5: Variation des Parameters
Der Beweis geht rechnerisch im kartesischen Koordinatensystem der Abbildung 6.
Abb. 6: Koordinatensystem
Die beiden Brennpunkte F und G der Ellipse e und der Hyperbel h haben die Koordinaten:
Der Scheitelpunkt E der Ellipse e hat die Koordinaten:
Daraus ergibt sich für die Ellipse e die Koordinatengleichung:
Der Scheitelpunkt H der Hyperbel h hat die Koordinaten:
Daraus ergibt sich für die Hyperbel h die Koordinatengleichung:
Für die vier Schnittpunkte der Ellipse e mit der Hyperbel h erhalten wir:
Diese Punkte liegen auf den Geraden p mit den Gleichungen:
Dies war zu zeigen.
Für welchen Parameterwert t bilden die vier Schnittpunkte ein Quadrat? (Abb. 7)
Abb. 7: Quadrat
Die y-Koordinaten der Schnittpunkte müssen betragsmäßig den Wert 1 haben. Aus der Bedingung
erhalten wir die biquadratische Gleichung:
Die Lösung t > 1 ist:
Dies ist der Goldene Schnitt. In der Abbildung 7 teilt also der Punkt F die Strecke ME im Verhältnis des Goldenen Schnittes. Ebenso teilt der Punkt H die Strecke MF im Goldenen Schnitt.
Die stilistisch etwas unschönen Streckungen mit dem Parameter t und dessen Kehrwert können geometrisch mit einem rechtwinkligen Dreieck angegangen werden (Abb. 8).
Abb. 8: Variante mit rechtwinkligem Dreieck
Weblinks
Hans Walser: Schnittpunkt
http://www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/S/Schnittpunkt5/Schnittpunkt5.html
Literatur
Walser, Hans (2013): Der Goldene Schnitt. 6., bearbeitete und erweiterte Auflage. Edition am Gutenbergplatz, Leipzig. ISBN 978-3-937219-85-1.