Hans Walser, [20220206]
Sierpinski-Kurve
Anregung: Georg Schierscher, Schaan
Spielerei um die Sierpinski-Kurve. Variante
Die Sierpinski-Kurve gehört zu den Monsterkurven (Schierscher 2013, S. 48-61).
Die Sierpinski-Kurve ist der jeweilige Rand des roten Polygons (Abb. 1 und 2).
Abb. 1: Konstruktion
Abb. 2: Generationenweise
Zur Analyse der Figur ist eine zweifarbige Darstellung vorteilhaft (Abb. 3).
Abb. 3: Rot und blau
Abb. 4: Rot und blau generationenweise
Wir berechnen die Flächeninhalte in Relation zum Flächeninhalt des schwarzen Grenzquadrates. Dieses habe also den Flächeninhalt 1.
Das rote Quadrat der Startfigur (Generation 0) hat den Flächeninhalt 1/8. Da wir von Generation zu Generation einen Längen-Skalierungsfaktor ½ haben, haben wir in jeder nachfolgenden Generation viermal so viel rote Quadrate mit je einem um den Flächen-Skalierungsfaktor ¼ reduzierten Flächeninhalt. Somit bleibt der gesamte rote Flächeninhalt von Generation zu Generation konstant. Er ist also immer 1/8.
Bei den (unregelmäßigen) blauen Achtecken ist es anders. Das erste blaue Achteck (Generation 1) hat den Flächeninhalt 7/32. Die blauen Flächeninhalte werden von Generation zu Generation nicht nur reproduziert, sondern es kommt immer noch eine neues, allerdings immer kleiner werdendes Achteck dazu (Tab. 1).
Generation |
Flächeninhalt blau |
||
0 |
0 |
|
|
1 |
7/32 |
7/32*1 |
7/32*(1) |
2 |
7/32*(4*1/4 + 1/4) |
7/32*5/4 |
7/32*(1 + 1/4) |
3 |
7/32*(4*5/16 + 1/16) |
7/32*21/16 |
7/32*(1 + 1/4 + 1/16) |
4 |
7/32*(4*21/64 + 1/64) |
7/32*85/64 |
7/32*(1 + 1/4 + 1/16 + 1/64) |
5 |
7/32*(4*85/256 + 1/256) |
7/32*341/256 |
7/32*(1 + 1/4 + 1/16 + 1/64 + 1/256) |
|
|
|
|
Tab. 1: Flächeninhalt blau
Wir sehen die Gesetzmäßigkeit. Es entsteht eine geometrische Reihe mit dem Grenzwert 7/32*4/3 = 7/24.
Für die Gesamtfläche ergibt sich im Grenzfall 1/8 + 7/24 = 5/12. Das ist weniger als die Hälfte.
Die Umfangberechnungen haben mit sqrt(2) zu tun. Lassen wir weg.
Die Abbildung 5 zeigt eine Variante mit ausschließlich rechten Winkeln.
Abb. 5: Variante
Wir berechnen die Flächeninhalte in Relation zum Flächeninhalt des schwarzen Grenzquadrates. Dieses habe also den Flächeninhalt 1.
Das rote Quadrat der Startfigur (Generation 0) hat den Flächeninhalt 1/4. Da wir von Generation zu Generation einen Längen-Skalierungsfaktor ½ haben, haben wir in jeder nachfolgenden Generation viermal so viel rote Quadrate mit je einem um den Flächen-Skalierungsfaktor ¼ reduzierten Flächeninhalt. Somit bleibt der gesamte rote Flächeninhalt von Generation zu Generation konstant. Er ist also immer 1/4.
Bei den blauen Zwölfecken ist es anders. Das erste blaue Zwölfeck (Generation 1) hat den Flächeninhalt 3/16. Die blauen Flächeninhalte werden von Generation zu Generation nicht nur reproduziert, sondern es kommt immer noch eine neues, allerdings immer kleiner werdendes Zwölfeck dazu (Tab. 2).
Generation |
Flächeninhalt blau |
||
0 |
0 |
|
|
1 |
3/16 |
3/16*1 |
3/16*(1) |
2 |
3/16*(4*1/4 + 1/4) |
3/16*5/4 |
3/16*(1 + 1/4) |
3 |
3/16*(4*5/16 + 1/16) |
3/16*21/16 |
3/16*(1 + 1/4 + 1/16) |
4 |
3/16*(4*21/64 + 1/64) |
3/16*85/64 |
3/16*(1 + 1/4 + 1/16 + 1/64) |
5 |
3/16*(4*85/256 + 1/256) |
3/16*341/256 |
3/16*(1 + 1/4 + 1/16 + 1/64 + 1/256) |
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Tab. 2: Flächeninhalt blau
Wir sehen die Gesetzmäßigkeit. Es entsteht eine geometrische Reihe mit dem Grenzwert 3/16*4/3 = 1/4.
Für die Gesamtfläche ergibt sich im Grenzfall 1/4 + 1/4 = 1/2.
Der Umfang der rot-blauen Gesamtfigur und damit die Länge der Kurve verdoppelt sich von Generation zu Generation. Zunächst haben wir vier Kopien mit dem Längen-Skalierungsfaktor ½. Dies verdoppelt den gesamten Umfang. Allerdings fallen in der Mitte acht kleine rote Umfangteile weg, die aber durch das neu eingefügte blaue Teil gerade kompensiert werden. Die Folge der Umfänge divergiert.
Der Umfang des roten Quadrates der Generation 0 ist halb so groß wie der Umfang des schwarzen Quadrates. Bei der Generation 1 haben das Polygon und das schwarze Quadrat denselben Umfang.
Die Abbildung 6 zeigt die ersten Kurvengenerationen.
Abb. 6: Kurven
In der Abbildung 7 sind die Kurven der Generationen 0 bis 3 überlagert.
Abb. 7: Überlagerung
Die Abbildung 8 zeigt die Überlagerung je zweier aufeinanderfolgender Generationen. Die Kurve der neuen Generation fährt streckenweise auf der Kurve der alten Generation.
Abb. 8: Überlagerungen
Abb. 9: Animierte Variante
Literatur
Schierscher, Georg (2013): Matheliebe. Herausgeber: Rainer Vollkommer (Liechtensteinisches Landesmuseum). 2. Auflage. Vaduz: Liechtensteinisches Landesmuseum. ISBN 978-3-905437-33-1.