Hans Walser, [20150915]
Tangententetraeder
In einem Tangententetraeder ist jede der sechs Kanten tangential an dieselbe Kugel. In einem Tangententetraeder ist die Summe der LŠngen gegenŸberliegender Kanten invariant.
Jedes Tetraeder hat eine Umkugel und eine Inkugel. Das regulŠre Tetraeder hat aber auch eine Kugel, welche sŠmtliche Kanten berŸhrt (innere Kantenkugel, Abb. 1).
Abb. 1: Tetraeder mit Umkugel, innere Kantenkugel, Inkugel
FŸr ein Tetraeder der KantenlŠnge 1 ergeben sich:
(1)
Ein regulŠres Tetraeder hat noch vier weitere Kugeln, welche drei Kanten (die ein Seitendreieck bilden) und die VerlŠngerungen der drei anderen Kanten berŸhren. Die Abbildung 2 zeigt ein Beispiel. Die Šu§ere Kantenkugel sitzt in einem Tetraederstumpf.
Abb. 2: Eine Šu§ere Kantenkugel
Nun hat aber nicht jedes Tetraeder eine (innere) Kantenkugel. Das Tetraeder der Abbildung 3 hat offensichtlich keine Kantenkugel.
Abb. 3: Keine Kantenkugel
Wir suchen Kriterien dafŸr, dass ein Tetraeder eine Kantenkugel hat.
Wir gehen von einem Tetraeder mit Kantenkugel aus und verwenden die Bezeichnungen der Abbildung 4. Die FŠrbung und Bezeichnung ist so gewŠhlt, dass gegenŸberliegende Tetraederkanten dieselbe Farbe und denselben lateinischen Bezeichnungsbuchstaben haben.
Abb. 4: Bezeichnungen
Mit x bezeichnen wir die drei von der Ecke X ausgehenden Tangentenabschnitte an die Kantenkugel. Die drei von einer Ecke ausgehenden Tangentenabschnitte sind alle gleich gro§. Somit ist:
(2)
Daraus erhalten wir:
(3)
In Worten hei§t das, dass die Summe gegenŸberliegender KantenlŠnge eine Konstante ist. Diese Konstante ist ein Drittel der integralen KantenlŠnge. Die Bedingung (3) ist eine notwendige Bedingung fŸr die Existenz eines Tangententetraeders. Um zu zeigen, dass sie auch hinreichend ist, benštigen wir einen Hilfssatz Ÿber das ebene Tangentenviereck.
ZunŠchst zerlegen wir ein beliebiges ebenes Viereck mit einer Diagonalen in zwei Dreiecke und zeichnen in jedem Teildreieck den Inkreis. Die beiden Inkreise berŸhren die Diagonale in der Regel in verschiedenen Punkten (Abb. 5). Man muss sich wieder klar machen, dass die Abbildungen 5 bis 7 ebene Figuren zeigen.
Abb. 5: Inkreise in Teildreiecken
Wir vermuten, dass die Distanz zwischen den beiden BerŸhrungspunkten unabhŠngig davon ist, mit welcher Diagonale wir das Viereck unterteilt haben.
Zur
Berechnung dieser Distanz verwenden wir die Bezeichnungen der
Abbildung 6.
Abb. 6: Bezeichnungen
Wir berechnen die alternierende Seitensumme des Viereckes ABCD:
(4)
Somit ist:
(5)
Die
Distanz ist also unabhŠngig von der zur Unterteilung
gewŠhlten Diagonale.
In einem
Tangentenviereck ist nun die alternierende Seitensumme null. Daher ist auch ,
und die beiden Inkreise in den Teildreiecken haben den BerŸhrungspunkt mit der
Diagonalen gemeinsam (Abb. 7).
Abb. 7: Tangentenviereck
Die
Abbildung 8 zeigt die Abwicklung eines Teteraeders, das die Bedingung (3)
erfŸllt. Bezeichnung und Farbe entsprechen der Abbildung 4. Die Spitze S kommt in der Abwicklung dreimal vor,
als ,
und
.
Das Bodendreieck PQR liegt in der
Mitte.
Abb. 8: Abwicklung
Wegen der
Bedingung (3) ist das ebene Viereck ein Tangentenviereck. Es wird durch die
Diagonale
in zwei Dreiecke unterteilt. GemЧ dem
Hilfssatz in Abschnitt 3 berŸhren sich die Inkreise der beiden Dreiecke auf
(Abb. 9). Entsprechend
Ÿberlegen wir fŸr die weiteren in der Abbildung 9 eingezeichneten Kreise und
BerŸhrungspunkte. Wir haben nun fŸr jedes Seitendreieck des Tetraeders den
Inkreis.
Abb. 9: Inkreise der Seitendreiecke des Tetraeders
NatŸrlich gilt das auch fŸr die BerŸhrungspunkte in den im Tetraeder ãschrŠgenÒ Tetraederkanten PS, QS und RS, welche in der Abbildung 9 wegen der Abwicklung zweimal gezeichnet sind (Abb. 10).
Abb. 10: BerŸhrungspunkte auf den schrŠgen Kanten
Die Abbildung 11 zeigt die Situation im rŠumlichen SchrŠgbild auf dem Tisch ausgebreitet.
Abb. 11: SchrŠge Ansicht
So, und nun klappen wir die seitlichen Dreiecke hoch in den Raum. Da die Inkreise sich paarweise berŸhren, kšnnen wir genau eine Kugel einpassen, eben die Kantenkugel (Abb. 12).
Abb. 12: Tetraeder mit innerer Kantenkugel
Es sei der Leserin Ÿberlassen, sich ein Schnittmuster fŸr die au§enliegenden Kantenkugeln zu machen.
Die Bedingung (3) fŸr das Tangententetraeder entspricht der Bedingung fŸr ein ebenes Tangentenviereck. Ein Tangentenviereck ist aber durch seine vier Seiten nicht fest gegeben. Die vier Seiten lassen ein Gelenkmodell zu. Das Tangententetraeder ist aber durch seine KantenlŠnge bis auf Spiegelung eindeutig gegeben.
Werden zwei Seitendreiecke des Tangententetraeders mit gemeinsamer Kante in die Ebene abgewickelt, entsteht ein ebenes Tangentenviereck. Da wir sechs Kanten haben, gibt es sechs Mšglichkeiten dazu. Die folgenden Abbildungen zeigen die sechs Mšglichkeiten je mit Inkreis des Tangentenvierecks. Es sind pro Abbildung die beiden Mšglichkeiten gezeichnet, die zu Gegenkanten des Tetraeders gehšren. Der eine der beiden Inkreise wird zerschnitten dargestellt. Die beiden Kreissegmente sind im Regelfall keine Halbkreise.
Abb. 13: Tangentenvierecke mit roter Diagonale
Abb. 14: Tangentenvierecke mit grŸner Diagonale
Abb. 15: Tangentenvierecke mit blauer Diagonale
Die Abbildung 16 zeigt die †berlagerung aller Mšglichkeiten.
Abb. 16: †berlagerung
Obwohl es so aussieht, berŸhren sich die verschiedenen Inkreise im Regelfall nicht. Die Figur gibt also nicht so viel her wie man zuerst meint.