Hans Walser, [20180806]
Winkeldrittelung
Anregung: Jo Niemeyer, Berlin
Die Winkeldrittelung ist — zusammen mit der Wźrfelverdoppelung und der Quadratur des Kreises — eines der drei klassischen Probleme, die mit Zirkel und Lineal nicht lšsbar sind. Wir besprechen eine Lšsung mit Hilfe einer Kurve vierten Grades. Die Kurve hat zudem einige lustige elementargeometrische Eigenschaften.
Hintergrund sind die Lšsung [1] sowie das Tomahawk-Verfahren zur Winkeldrittelung.
Wir arbeiten mit der Kurve (Abb. 1 und 2) mit der Gleichung:
(1)
Abb. 1: Die Kurve
Da wir in (1) nur geraden Exponenten haben, sind die Koordinatenachsen auch Symmtrieachsen.
Die Abbildung 2 zeigt einen vergrš§erten Ausschnitt.
Abb. 2: Vergrš§erter Ausschnitt
Abb. 3: Asymptoten
Die Kurve hat die beiden Asymptoten y = ±2 (Abb. 3).
Die Scheitelkrźmmung in den Punkten (±1, 0) ist null. Wir kennen das von der Scheitelkrźmmung der Parabel vierten Grades.
Das Zweieck lŠsst sich in ein Rechteck mit dem SeitenverhŠltnis , ein DIN-Rechteck also, einspannen (Abb. 4).
Abb. 4: DIN-Rechteck
†ber das DIN-Format siehe Walser (2013).
Wir kšnnen ein regelmŠ§iges Sechseck in die Figur einpassen (Abb. 5).
Abb. 5: RegelmŠ§iges Sechseck
Wir legen den zu drittelnden Winkel so in die Figur, dass der Scheitel auf den Ursprung zu liegen kommt und der eine Schenkel auf die positive x-Achse (Abb. 6).
Abb. 6: Disposition
Der andere Schenkel sei nach oben gerichtet. Zu diesem anderen Schenkel zeichnen wir eine Parallele im Abstand 1 (Abb. 7). Diese Parallele schneiden wir mit dem nach oben rechts gehenden Ast unserer Kurve.
Abb. 7: Parallele im Abstand 1
Der Strahl vom Scheitel (Ursprung) durch diesen Schnittpunkt drittelt den gegebenen Winkel (Abb. 8).
Abb. 8: Winkeldrittelung
Zur Begrźndung erfinden wir unsere Kurve neu. Fźr zeichnen wir auf der positiven x-Achse den Punkt M(t, 0) (Abb. 9).
Abb. 9: Neukonstruktion
Diesen Punkt nehmen wir als Zentrum eines Thaleskreises durch den Ursprung O und ergŠnzen zum rechtwinkligen Dreieck OBC so dass die Kathete BC die LŠnge 1 hat. Daher die Bedingung .
Nun spiegeln wir den Punkt B an C und erhalten den Spiegelpunkt D (Abb. 10).
Abb. 10: Spiegeln
In der Abbildung 11 ist die Ortslinie des Punktes D bei Variation des Parameters t eingezeichnet.
Abb. 11: Ortslinie
Wir vermuten, dass diese Ortslinie ein Ast der Kurve der Abbildungen 1 und 2 ist. Wir werden das im nŠchsten Abschnitt beweisen.
Vorerst aber: Die Abbildung 12 zeigt die mit dieser Ortslinie analog zur den Abbildungen 6, 7 und 8 Konstruktion. Die Winkeldrittelung wird nun offensichtlich, da wir drei kongruente rechtwinklige Dreiecke haben.
Abb. 12: Konstruktion
Die Ortslinie gemŠ§ der Abbildung 11 hat folgende Parameterdarstellung:
(2)
Die Herleitung benštigt den Kathetensatz und die LinearitŠt.
Wir haben zu zeigen, dass die Parameterdarstellung (2) zur Gleichung (1) fźhrt. Durch Quadrieren erhalten wir:
(3)
Durch dieses Quadrieren entstehen die ăfalschen LšsungenŇ (die drei weiteren €ste der Kurve). Aus (3) folgt:
(4)
Dies kšnnen wir in die untere Zeile von (3) einsetzen und erhalten nach kleinen Umformungen die Gleichung (1).
Websites
[1] Hans Walser: Winkeldrittelung (Abgerufen 07.08.2018):
www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/W/Winkeldrittelung2/Winkeldrittelung2.htm
[2] Hans Walser: Winkeldrittelung (Abgerufen 02.08.2018):
www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/W/Winkeldrittelung/Winkeldrittelung.htm
Literatur
Walser, Hans (2013): DIN A4 in Raum und Zeit. Silbernes Rechteck – Goldenes Trapez – DIN-Quader. Leipzig: EAGLE, Edition am Gutenbergplatz. ISBN 978-3-937219-69-1.