Hans Walser
Das DIN-Format
PhŠnomenale Mathematik
29. Mai 2019, 17:30-19:30
PH Bern
Zusammenfassung
Das DIN-Format ist mehr als ein StŸck Papier und die Quadratwurzel aus Zwei.
Wir treffen auf Fragen der Perspektive, auf Spiralen, Grenzpunkte, Fragen der AbzŠhlbarkeit, das Delische Problem, die gleichtemperierte 12-Ton-Stimmung, Jakobs Himmelsleiter, das Silberne Rechteck, Faltprobleme und Legespiele nach Fršbel.
Die Unterschiede zwischen einem DIN A4 Papier und einem US Letter Papier machen Šu§erlich nur einige Millimeter aus - die geometrischen und mathematischen Ideen dahinter unterscheiden sich fundamental.
Die Geschichte des DIN-Formates beginnt bei Georg Christoph Lichtenberg, dem Physiklehrer von Gau§. Aber erst der NobelpreistrŠger Wilhelm Ostwald und sein Assistent Walter Porstmann verhalfen dem DIN-Format zum Durchbruch.
Wenn wir ein DIN A4 Papier lŠngs der kurzen Mittellinie falten, ergibt sich ein doppellagiges DIN A5 Papier. Dieses hat nun dieselbe Form (€hnlichkeit), also dieselben SeitenverhŠltnisse wie das DIN A4 Papier, wie durch Anlegen an eine gemeinsame Diagonale nachgeprŸft werden kann.
DIN A4 und DIN A5
Wir kšnnen die €hnlichkeit auch mit einer rŠumlichen Perspektive ŸberprŸfen.
Perspektive
Mit der Schmalseite 1 und der Langseite x fŸr das DIN A4 Rechteck erhalten wir aus der €hnlichkeit:
Dieses
SeitenverhŠltnis kann durch Falten nachgeprŸft werden. Dabei benŸtzen wir den
Sachverhalt, dass im Quadrat die Diagonalen-LŠnge das der SeitenlŠnge ist.
Kontrolle durch Falten
Dank dem
SeitenverhŠltnis kšnnen wir bei einem Drucker oder
Kopierer zwei A4-Seiten im Hochformat auf eine A4-Seite im Querformat
verkleinern.
Aus zwei mach eins
Die Ma§e fŸr das DIN A4 Papier sind gerundet, die Ma§e fŸr das Format US Letter sind exakt. Das US Letter Format hat ein rationales SeitenverhŠltnis.
Vergleich der beiden Formate
Das halbe US Letter Papier ist nicht Šhnlich zum ganzen US Letter Papier.
Keine €hnlichkeit
Die Perspektive stimmt nicht.
Fehlende Perspektive
Auch beim Kopierer klappt es nicht. Wir mŸssen mit 64.7% verkleinern, aber dann bleibt unten ein ReststŸck.
Aus zwei mach weniger als eins
Wollten wir das ganze Querformat-Papier verwenden, ergeben sich Verzerrungen.
Verzerrungen
Wir kšnnen mit einem Set von DIN-Rechtecken A1, A2, A3, ... ein A0-Rechteck ausschšpfen. Die Rechtecke sind im Wechsel im Quer- und Hochformat.
Ausschšpfung des A0-Rechteckes
Wenn wir die Mitten aufeinanderfolgender Rechtecke verbinden, ergibt sich eine Zickzack-Linie, welche in den Grenzpunkt rechts oben mŸndet.
Wir kšnnen das Set von Rechtecken A1, A2, A3, ... aber auch spiralfšrmig anordnen.
Spiralfšrmige Anordnung
Der Grenzpunkt ergibt sich durch Einzeichnen geeigneter ãHalbdiagonalenÒ (magenta). Diese haben das LŠngenverhŠltnis 2:1. Damit ergibt sich eine Drittelung.
Der Grenzpunkt hat ãDrittelkoordinatenÒ.
Drittel bei den Koordinaten
Das kann
wie folgt eingesehen werden: Wenn auf der Hšhe des Grenzpunktes von links her
einfahren, treffen wir nur Hochformat-Rechtecke, und zwar der Reihe nach A4,
A8, A12, A16, ... . Diese haben im angegebenen Koordinatensystem die Breiten ,
,
,
, ... .
FŸr die x-Koordinate des Grenzpunktes
ergibt sich daher die geometrische Reihe:
Ein violettes Rechteck der vorstehenden Abbildung hat das SeitenverhŠltnis des DIN-Formates. Es bedeckt einen Neuntel des A0-Rechteks. Welchen DIN-Code hat es?
Dazu vergleichen wir mit den FlŠchenanteilen im DIN-System.
Wir sehen, dass unser violettes Rechteck zwischen A3 und A4 liegt, gefŸhlsmŠ§ig nŠher an A3. Rechnerisch erhalten wir:
Jeder Punkt im Innern oder auf dem Rand des A0-Rechteckes kann Grenzpunkt werden. Dazu verwenden wir folgenden Algorithmus (ãDie Katze schleicht um den hei§en BreiÒ): Wir fŸllen das A0-Rechteck mit einem Set von DIN-Rechtecken A1, A2, A3, ... so auf, dass der anvisierte Grenzpunkt nie ins Innere eines Set-Rechteckes gelangt. Die folgende Abbildung zeigt die ersten fŸnf Schritte und die Grenzfigur.
Beliebiger Grenzpunkt
NatŸrlich
wird der Algorithmus ambivalent, wenn der anvisierte Grenzpunkt auf den Rand
eines Set-Rechteckes zu liegen kommt. Dies ist genau dann der Fall, wenn die x-Koordinate und/oder die y-Koordinate modulo eine abbrechende Dualbruchentwicklung
haben.
In diesem Fall entscheiden wir uns fŸr ãuntenÒ beziehungsweise ãlinksÒ. Dieser Entscheid ist von derselben QualitŠt wie der Entscheid, ein Halbes im Dezimalsystem durch 0.5 und nicht durch 0.4999... darzustellen.
Die folgende Abbildung zeigt die Situation mit dem Grenzpunkt in der Mitte des A0-Rechtecks.
Grenzpunkt in der Mitte
Die Figur ist asymmetrisch, muss es sein, da bei einer Symmetrie im A0-Rechteck jedes Teil doppelt oder vierfach erscheinen mŸsste.
Ein Set
von DIN-Rechtecken A1, A2, A3, ... ist abzŠhlbar (es ist ja bereits
nummeriert). Es hat die MŠchtigkeit . Da
jeder Punkt eines Din A0-Rechteckes Grenzpunkt sein kann, haben wir fŸr diese
Punkte nach unserem Algorithmus die MŠchtigkeit
, da es
fŸr jedes Set-Rechteck zwei Positionsmšglichkeiten gibt.
Georg
Christoph Lichtenberg, 1742-1799
Georg Christoph Lichtenberg hat seinen Studierenden die Aufgabe gestellt, ein Rechteck zu finden, das sich durch Halbieren mit der Schere in zwei zum Ausgangsrechteck Šhnliche Rechtecke zerschneiden lŠsst.
Wilhelm Ostwald, 1853-1932
Der Chemiker und NobelpreistrŠger (1909) Wilhelm Ostwald stipulierte das
Weltformat, das er lŠngenmŠ§ig mit
dem metrischen System verband.
Weltformat I ma§ 1cm auf 1.4 cm, Weltformat II dann 1.41cm auf 2cm usw..
Dieses Weltformat hat sich nur in wenigen Bereichen durchgesetzt. Plakate in
der Schweiz sind im Weltformat XIV (90.6cm auf 128cm).
Walter Porstmann, 1886-1959
Walter Porstmann war Assistent bei Wilhelm Ostwald. Er verknŸpfte das
Format flŠchenmŠ§ig mit dem metrischen System. Daraus ist das heute gebrŠuchliche
DIN-Format entstanden. DIN A0 hat den FlŠcheninhalt 1m2.
Gibt es andere Figuren, die in zwei kongruente, zur Ausgangsfigur Šhnliche Teilfiguren zerlegbar sind?
Die Frage ist allgemein gehalten, es ist nicht von Halbieren die Rede, sondern nur von Zerlegen.
Das einfachste Beispiel ist eine Strecke.
Strecke
Wir kšnnen die DIN-Rechtecke zu Parallelogrammen verscheren.
Parallelogramme
Die Teilparallelogramme sind ungleichsinnig Šhnlich zum Startparallelogramm.
Das naheliegende Beispiel ist das rechtwinklig-gleichschenklige Dreieck. Bei der einfachsten Zerlegung gibt es einen Grenzpunkt unten rechts.
Das rechtwinklig-gleichschenklige Dreieck
Es gibt im rechtwinklig-gleichschenkligen Dreieck ebenfalls eine spiralfšrmige Anordnung. Der Grenzpunkt fŸhrt zu FŸnfteln.
Spiralfšrmige Anordnung
Die Figur kann auch aus einem halben Origami Papier durch fortlaufendes Falten erreicht werden.
Faltprozess
Faltmodell
Die Thaleskreise der Teildreiecke verlaufen durch den Grenzpunkt, ebenso eine Art ãHalbdiagonalenÒ.
Thaleskreise. Halbdiagonalen
Wird ein
Quader mit dem KantenverhŠltnis halbiert, ergeben sich zwei Quader mit
dem KantenverhŠltnis
. Diese
sind Šhnlich zum ursprŸnglichen Quader. Die folgende Abbildung zeigt einen DIN-Quader
mit dem KantenverhŠltnis
im Vergleich zum EinheitswŸrfel.
DIN-Quader und EinheitswŸrfel
Die folgende Abbildung zeigt eine Anordnung eines DIN-Quader-Sets analog zur klassischen Anordnung eines Sets von DIN-Rechtecken.
Anordnung
WŠhrend bei Rechtecken nur zwischen Querformat und Hochformat unterschieden werden kann, brauchen wir hier drei Anaordnungsformate. Dazu dient das beigefŸgte Koordinatensystem. Der erste Quader hat seine lŠngsten Kanten in der x-Richtung, der zweite Quader hat seine lŠngsten Kante in der y-Richtung und der dritte Quader in der z-Richtung. Der vierte Quader hat seine lŠngsten Kanten wiederum in der x-Richtung.
Die Quader sind in einer Art rŠumlicher Spirale wie bei einer Wasserschnecke angeordnet.
Wasserschnecke
Virtuelle Wasserschnecke
Versteinerung. Baumschnitt
DIN-Kisten
Im vierdimensionalen Raum ergeben sich durch
oder in anderer Schreibweise
die Kanten zweier aufeinanderfolgender 4d-DIN-Hyperquader. George P—lya (1887-1985) hŠtte in dieser Situation allerdings von einer Verallgemeinerung durch VerwŠsserung gesprochen.
George P—lya, 1887-1985
Wir verwŠssern weiter zum 12d-DIN-Hyperquader mit den KantenlŠngen
Das hat man im Prinzip schon oft gesehen. Diese Zahlen stecken nŠmlich in den abnehmenden AbstŠnden von GitarrenbŸnden und in den LŠngen von Orgelpfeifen. Wir haben zwšlf Tonschritte, aber 13 Orgelpfeifen. Das ist das Orgelpfeifenproblem, in Deutschland Zaunpfahlproblem und in der Schweiz Pappelproblem genannt.
Orgelpfeifen. Dom zu Salzburg
Und man kann es darŸber hinaus auch hšren. Es sind die FrequenzverhŠltnisse der von Andreas Werckmeister (1645-1706) angeregten und in Bachs Werk Das Wohltemperierte Klavier demonstrierten gleichstufig temperierten Stimmung. Es ist das ãdemokratischsteÒ aller Stimmsysteme, da es alle Tonarten gleich behandelt und so Modulationen erleichtert.
FŸr das Stimmen eines Klaviers ist diese Theorie gut. Aber nur in erster NŠherung. Ein so gestimmtes Instrument klingt nŠmlich noch keineswegs optimal. Das liegt daran, dass die Klaviersaitenschwingungen generell keine harmonischen Schwingungen sind. Die RŸckstellkraft der Saite ist nŠmlich nicht proportional zur Auslenkung aus der Ruhelage. Die daraus entstehende ãInharmonizitŠtÒ hat nichts mit fehlerhafter Fertigung zu tun, sondern entsteht durch die Saitensteifigkeit.
Sie fŸhrt dazu, dass beispielsweise der erste Oberton des Kammertons a' = 440 Hz nicht mit 880 Hz schwingt, sondern etwas schneller, nŠmlich beinahe 881 Hz. Man wŸrde es als zu tief und matt empfinden, wenn man die Oktave mathematisch nur auf a'' = 880 Hz stimmen wŸrde. Der Diskant muss je hšher, desto stŠrker ãgespreiztÒ werden, damit der Klang brilliant wird. Der hšchste Klavierton wird etwa 40 Cent hšher gestimmt, als es der mathematischen Theorie entspricht. Der Bass hingegen wird abgesenkt. Auch bei einem guten Instrument ist Klavierstimmung ein StŸck weit Geschmacksache.
Die
Intervallgrš§e von einem Cent entspricht dabei dem Faktor .
Und ihm trŠumte; und siehe, eine Leiter stand auf der
Erde,
die rŸhrte mit der Spitze an den Himmel, und siehe,
die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.
Gen 28, 11
Die Bildvorlage von Jakobs Traum ist eine Treppe, die zum Heiligtum auf einem HŸgel fŸhrte. Diese Bildvorlage findet sich auch in christlichen und profanen Bauten.
Maria Trost, Graz
Sanssouci, Potsdam
In der BibelŸbersetzung von Martin Luther ist aus der Treppe eine Leiter
geworden. Das ist auch mathematisch interessant.
Die Abbildung a) zeigt die ersten Sprossen der Jakobsleiter.
Jakobsleiter
Auf der einen Seite der Leiter steigen die Engel hinauf, auf der anderen Seite hinunter. Damit sie sich nicht gegenseitig auf den FŸ§en herumtreten, haben sie festgelegt, dass die aufsteigenden Engel nur die Sprossen mit ungeraden Nummern verwenden, die absteigenden nur die Sprossen mit geraden Nummern (Abb. b). Damit zerfŠllt die Jakobsleiter in zwei Teil-Jakobsleitern, die zur ursprŸnglichen Jakobsleiter Šhnlich sind (Abb. c) und d). Wir haben also das Prinzip des DIN-Formates.
Der Reduktionsfaktor ist 2. Das Wort Reduktionsfaktor ist syntaktisch richtig, semantisch falsch, da Sprossenhšhne nicht reduziert, sondern verdoppelt wird. Unter dem Aspekt eines Fraktals ergibt sich die Mandelbrot-Dimension D (fraktale Dimension):
Wir kšnnen zu einem DIN-Rechteck ein Quadrat ansetzen oder von einem DIN-Rechteck ein Quadrat abschneiden.
Quadrat ansetzen oder abschneiden
Das
Resultat ist je ein langes schmales Rechteck. Die beiden Rechtecke haben
dasselbe SeitenverhŠltnis .
Silberne Rechtecke
Ein Rechteck mit diesem SeitenverhŠltnis hei§t Silbernes Rechteck. Es hat viele zum Goldenen Rechteck (Walser 2013a) verwandte Eigenschaften.
Zum Beispiel kšnnen wir zwei Quadrate abschneiden. Im Zentrum bleibt dann ein kleineres Silbernes Rechteck Ÿbrig.
Der Prozess kann ad infinitum iteriert werden.
Zwei Quadrate abschneiden
Wir kšnnen zwei ineinanderlaufende Spiralen einpassen.
Spiralen
Das Silberne Rechteck kann mit vier Geodreiecken ausgelegt werden. In der Mitte bleibt ein kleineres Silbernes Rechteck Ÿbrig.
Vier Geodreiecke
Vier Silberne Rechtecke kšnnen Ÿbereck aufgestapelt werden. Es entsteht ein regelmŠ§iges Achteck.
RegelmŠ§iges Achteck
Die folgende Abbildung zeigt einen Beweis ohne Worte fŸr den Sachverhalt, dass sich die Diagonalen im Silbernen Rechteck unter einem Winkel von 45¡ schneiden.
Diagonalenschnittwinkel im Silbernen Rechteck
Der 45¡-Winkel ist aber auch der Zentriwinkel im regelmŠ§igen Achteck. Daher erscheint das Silberne Rechteck im regelmŠ§igen Achteck.
Silbernes Rechteck im regelmŠ§igen Achteck
FlŠchenmŠ§ig macht das Silberne Rechteck genau die HŠlfte des Achtecks aus. Dies kann mit einem Zerlegungsbeweis eingesehen werden.
Teile-Ganzes-Beziehung
In der folgenden Zerlegung sind beide Silberne Rechtecke gleicherma§en zugeschnitten.
Zerlegungsbeweis
Der Zerlegungsbeweis kann noch subtiler gemacht werden, so dass ein Stern erscheint. Die Zerlegung des Achteckes hat von der Farbe abgesehen dieselben Symmetrien wie das Achteck selber.
Zerlegungsbeweis mit Stern
Das Beispiel erinnert an die Legespiele nach Fršbel.
Fršbel-Stern
Dieses Grundmuster wird auch in Mosaiken verwendet.
Mosaik im Belvedere auf dem Pfingstberg, Potsdam
Weitere Zerlegungsbeweise zu diesem Thema siehe Link.
Wenn wir beim Stern zusŠtzlich zwei rechtwinklig gleichschenklige Dreiecke ansetzen passt die Figur in ein DIN-Rechteck.
Einpassen ins DIN-Rechteck
In der klassischen Kreiskonfiguration haben wir viele BezŸge zum gleichseitigen Dreieck und zum regelmŠ§igen Sechseck.
Kreiskonfiguration
Der
†berlappungsbereich zweier Kreise ist ein Zweieck (ãAugeÒ) mit dem LŠngenverhŠltnis
. Also nichts mit DIN-Format.
Zweieck
Wir versuchen, in dieses Zweieck eine Ellipse optimal einzupassen. Was hei§t hier ãoptimalÒ? Im Folgenden einige Beispiele von eingepassten Ellipsen.
Beispiele
Im Beispiel mit den roten Punkten haben wir nicht nur ein tangentiales Verhalten, sondern ein Anschmiegen. Die Ellipse und die Kreise des Zweieckes haben in den roten Punkten gleiche KrŸmmung (kissing points). Wir kšnnen dies als optimale Einpassung bezeichnen. Allerdings ist in diesem Fall der FlŠcheninhalt der Ellipse nicht maximal.
In diesem
von uns aus Šsthetischen GrŸnden als optimal definierten Fall haben wir bei der
Ellipse ein AchsenverhŠltnis .
DIN-Ellipse
Analog versuchen wir zwei sich berŸhrenden Kreisen eine optimale Ellipse umzubeschreiben.
Beispiele
Wir haben wieder ein Beispiel mit kissing points. Es handelt sich wiederum um eine DIN-Ellipse.
DIN-Ellipse
Als Baumaterial dient Papier im DIN A6-Format. Geeignet ist Papier der StŠrke 80 g/m2, das vom Format A4 auf A6 zugeschnitten wird. Ebenfalls geht es mit dŸnnen Karteikarten.
FŸr jede Kante braucht es ein Papier.
FŸr den Faltprozess verwenden wir eine etwas
festere A6-Karte als Faltlehre. Wir legen diese Faltlehre diagonal auf ein
A6-Papier und falten die vorstehenden Ecken des darunterliegenden Papiers nach
vorne Ÿber die Faltlehre. Dann entfernen wir die Faltlehre. Der Umriss des
Papiers ist nun ein Rhombus mit dem spitzen Winkel .
Faltvorgang
Nun falten wir die untere Spitze des Rhombus nach hinten unter die obere Spitze. Diese letzte Faltlinie wird zu einer Kante des WŸrfels. Was an dieser Kante noch vorsteht, kann zurŸckgebogen oder abgeschnitten werden. Damit haben wir unser Bauteil. Es hat die Form eines doppellagigen gleichschenkligen Dreiecks mit zwei Verbindungslaschen zum Einschieben in die Nachbarteile.
Die folgende Abbildung zeigt ein gešffnetes Bauteil von innen. Die Spitzen der beiden Rhomben-HŠlften mŸssen vor dem Zusammenbau des Modells noch aufeinander gelegt werden. Diese Spitzen kommen alle in den Mittelpunkt des WŸrfels zu liegen. Die Seiten der Rhomben werden zu halben Raumdiagonalen des WŸrfels.
Wir benštigen 12 Bauteile. Beginnend mit drei verschieden farbigen A4-Papieren, die wir zu A6-Papieren vierteln, erhalten wir drei SŠtze von je vier gleichfarbigen Bauteilen. Damit kšnnen wir den jeweils vier parallelen WŸrfelkanten dieselbe Farbe zuordnen.
Bauteil
Und nun kommt das Interessante, der Zusammenbau. Wir schieben jeweils eine Verbindungslasche zwischen die beiden gleichschenkligen Dreiecke des Nachbarbauteils. Dabei achten wir darauf, dass an jeder halben Raumdiagonale des WŸrfels drei Bauteile in den drei verschiedenen Farben zusammen kommen. Parallele WŸrfelkanten haben dieselbe Farbe.
Kantenmodell des WŸrfels
Es empfiehlt sich, den Zusammenbau schrittweise mit BŸroklammern zu fixieren. An jeder Ecke des WŸrfels ergeben sich schlie§lich drei BŸroklammern.
Wenn alles sitzt, kšnnen die BŸroklammern schrittweise entfernt und durch eine Heftklammer mit dem Tacker ersetzt werden. Dabei hat man den Ehrgeiz, dass die Klammern symmetrisch eingebracht werden.
Beim regelmŠ§igen Tetraeder haben wir den
ErgŠnzungswinkel von auf 180¡, also 109.4712¡, als Winkel
zwischen den vom Zentrum aus zu den Ecken verlaufenden Strecken. Daher kann
analog zum Kantenmodell des WŸrfels ein Kantenmodell des Tetraeders gebaut
werden.
Kantenmodell des Tetraeders
Ein regelmŠ§iges Achteck kann aus einem DIN-Papier durch Falten hergestellt werden.
Falten eines Achteckes
Faltmodell
NatŸrlich kšnnen wir auch mit einem anderen Papier-Rechteck diesen Faltprozess durchfŸhren. Wir erhalten dann ein zwar gleichwinkliges, aber nicht gleichseitiges Achteck. Die folgende Abbildung zeigt die Situation fŸr das US Letter Format.
US Letter
Wir zerlegen ein DIN-A4-Blatt in zwei DIN-A5-BlŠtter. Eines der beiden DIN-A5-BlŠtter zerlegen wir weiter in zwei DIN-A6-BlŠtter.
Nun legen wir eines der beiden DIN-A6-BlŠtter mittig auf das noch vorhandene DIN-A5-Blatt.
Das zweite DIN-A6-Blatt zerlegen wir ein zwei DIN-A7-BlŠtter und legen eines davon mittig auf das noch vorhandene DIN-A6-Blatt.
Und so weiter. Es entsteht ein Stapel.
Frage 1: Ist dieser Stapel als ãPyramideÒ oder als ãTurmÒ zu bezeichnen?
Frage 2: Wie hoch wird der Stapel?
Die folgende Abbildung zeigt den Stapel von oben.
Stapel aus der Sicht von oben
Aus dieser Sicht lŠsst sich nicht entscheiden, ob wir es mit einer Pyramide oder einem Turm zu tun haben (Frage 1).
Die folgende Abbildung zeigt den Stapel von vorne. Die Papierdicke ist konstant, da ja alle Lagen aus demselben Papierblatt geschnitten sind.
Sicht von vorne
Der Stapel ist als ãTurmÒ zu bezeichnen. Der Turm kann beliebig hoch werden. Die Seitenkonturen des Stapels sind um 90¡ gedrehte Exponentialkurven.
Bei einer Pyramide dŸrften die Seitenkonturen nicht gekrŸmmt sein. Dies wŠre dann der Fall, wenn die Papierdicke abnehmen wŸrde (folgende Abbildung). Das ist aber nicht mšglich, da alle Teile aus demselben Papierblatt geschnitten sind.
Pyramide
Die Pyramide hŠtte – mit der Papierdicke d fŸr die unterste Lage – die Gesamthšhe h:
Ein DIN-A4-Papier kann in zwei DIN-A5-Papiere zerschnitten werden oder in vier DIN-A6-Papiere oder in acht DIN-A7-Papiere oder ... (Abbildung).
Zerlegungen
Welches Format muss gewŠhlt werden, damit es fŸr die ganze Menschheit reicht? Wie hoch wird der Stapel dieser Papiere? Welche Ausma§e hat ein einzelnes Blatt?
Aus einem
DIN-A4-Papier erhalten wir Papiere im Format DIN-An.
Die Weltbevšlkerung betrŠgt 7.58 Milliarden Menschen (Ende 2017). Somit:
mit der technischen Lšsung:
Wir mŸssen also das Format DIN-A37 wŠhlen. Die genaue Anzahl Papier ist dann:
Eine Packung von 500 Blatt Druckerpapier der StŠrke 80g/m2 ist ziemlich genau 5 cm dick. Das ergibt fŸr ein einzelnes Blatt eine Dicke von 0.1 mm.
Ein Stapel von 8Õ589Õ934Õ592 BlŠttern ist somit etwa 859 km hoch.
Wir rechnen im Hochformat.
FŸr die
Hšhe und die Breite
des DIN-An-Papieres gilt:
Die Tabelle gibt die ersten numerischen Werte.
n |
Hšhe in [m] |
Breite in [m] |
0 |
1.189207115 |
0.8408964153 |
1 |
0.8408964150 |
0.5946035573 |
2 |
0.5946035575 |
0.4204482076 |
3 |
0.4204482076 |
0.2973017787 |
4 |
0.2973017788 |
0.2102241038 |
5 |
0.2102241038 |
0.1486508893 |
6 |
0.1486508894 |
0.1051120519 |
7 |
0.1051120519 |
0.07432544468 |
8 |
0.07432544469 |
0.05255602596 |
9 |
0.05255602593 |
0.03716272234 |
10 |
0.03716272234 |
0.02627801298 |
11 |
0.02627801297 |
0.01858136117 |
12 |
0.01858136117 |
0.01313900649 |
13 |
0.01313900648 |
0.009290680585 |
14 |
0.009290680586 |
0.006569503245 |
15 |
0.006569503242 |
0.004645340292 |
16 |
0.004645340293 |
0.003284751622 |
17 |
0.003284751621 |
0.002322670146 |
18 |
0.002322670146 |
0.001642375811 |
19 |
0.001642375810 |
0.001161335073 |
20 |
0.001161335073 |
0.0008211879056 |
21 |
0.0008211879053 |
0.0005806675365 |
22 |
0.0005806675366 |
0.0004105939528 |
23 |
0.0004105939526 |
0.0002903337683 |
24 |
0.0002903337683 |
0.0002052969764 |
25 |
0.0002052969764 |
0.0001451668841 |
26 |
0.0001451668842 |
0.0001026484882 |
27 |
0.0001026484882 |
0.00007258344207 |
28 |
0.00007258344208 |
0.00005132424410 |
29 |
0.00005132424408 |
0.00003629172103 |
30 |
0.00003629172104 |
0.00002566212205 |
31 |
0.00002566212204 |
0.00001814586051 |
32 |
0.00001814586052 |
0.00001283106102 |
33 |
0.00001283106102 |
0.000009072930257 |
34 |
0.000009072930260 |
0.000006415530512 |
35 |
0.000006415530510 |
0.000004536465129 |
36 |
0.000004536465130 |
0.000003207765256 |
37 |
0.000003207765255 |
0.000002268232564 |
Numerische Werte
FŸr n = 37 erhalten wir:
Wegen der Papierdicke von 0.1mm erhalten wir ein sehr hohes Prisma.
Literatur
Walser, Hans(2013a): Der Goldene Schnitt. 6. Auflage. Leipzig: Edition am Gutenbergplatz. ISBN 978-3-937219-85-1.
Walser, Hans (2013b): DIN A4 in Raum und Zeit. Silbernes Rechteck – Goldenes Trapez – DIN-Quader. Edition am Gutenbergplatz, Leipzig 2013. ISBN 978-3-937219-69-1.
Websites
Miniaturen zum DIN-Format:
www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen_Uebersicht/DIN_Format
Zerlegungsbeweise:
www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/A/Achteck2/Achteck2.pdf
Abbildungsnachweis
Alle Abbildungen und Fotos durch den Autor