Hans Walser, [20250403]
Winkelhalbierende
Eine zeichnerische Methode und eine Methode mit Falten und Schneiden, um ein Dreieck zu den drei gegebenen Winkelhalbierenden zu finden. Bei der zweiten Methode benötigen wir nur einen einzigen Schnitt.
Das Dreieck ist durch die drei Winkelhalbierenden nur bis auf Ähnlichkeit festgelegt.
Gegeben sind drei kopunktalen Geraden g0, g1, g2. In der Abbildung 1 sind die drei Geraden der Übersichtlichkeit halber nur als vom gemeinsamen Punkt ausgehende Halbgeraden gezeichnet. Die Zwischenwinkel zwischen zwei benachbarten Halbgeraden muss größer als 90° sein.
Abb. 1: Drei Geraden
Nun wählen wir einen beliebigen Punkt P0 (Abb. 2).
Abb. 2: Startpunkt
Diesen Punkt P0 spiegeln wir an der Geraden g2 und erhalten den Spiegelpunkt P1 (Abb. 3).
Abb. 3: Spiegelpunkt
Diesen Punkt P1 spiegeln wir an der Geraden g0 und erhalten den Spiegelpunkt P2 (Abb. 4).
Abb. 4: Nächster Punkt
Das geht nun so weiter. Den Punkt Pk spiegeln wir an der Geraden gk–1 (mod 3) und erhalten den Spiegelpunkt Pk+1 (Abb. 4 bis Abb. 7).
Abb. 5: Nächster Punkt
Abb. 6: Nächster Punkt
Abb. 7: Nächster Punkt
Und nun erleben wir etwas Interessantes. Wenn wir P5 an der Geraden g1 spiegeln, kommen wir zum Punkt P0 zurück (Abb. 8). Wir haben eine sogenannte Schließungsfigur.
Abb. 8: Schließungsfigur
Beweisskizze: Zusammensetzungen von Geradenspiegelungen sind Drehungen um den Schnittpunkt und den doppelten Winkel von der ersten Spiegelachse zu zweiten. In unserer Situation drehen wir um den gemeinsamen Punkt um insgesamt 720°.
Die Geraden ai = PiPi+3 sind die Seiten des gesuchten Dreieckes (Abb. 9). Der Beweis ergibt sich auf Grund der Spiegelungen.
Abb. 9: Das Dreieck
Auf einem Blatt Papier bringen wir drei Bergfalten an, die den drei gegebenen Winkelhalbierenden entsprechen (Abb. 10 bis 13). Auch hier gehen wir vom gemeinsamen Punkt aus und falten nach außen, in Richtung der zukünftigen Dreiecksecken. Der Zwischenwinkel zwischen zwei benachbarten Faltlinien muss mehr als 90° betragen.
Abb. 10: Drei Bergfalten
Abb. 11: Drei Bergfalten
In den folgenden Abbildungen sind die Faltlinien zunehmend schärfer gestaltet.
Abb. 12: Drei Bergfalten
Abb. 13: Drei Bergfalten
Wir drehen nun die Figur um und nehmen sie zwischen drei Finger (Abb. 14).
Abb. 14: Zischen drei Fingern
Wir drücken zu Talfalten zusammen (Abb. 15 und 16).
Abb. 15: Zusammendrücken
In der Endlage haben wir drei doppellagige „Flügel“.
Abb. 16: Zu Kanten zusammendrücken
So entstehen drei Talfalten (rot in Abb. 17).
Abb. 17: Drei Talfalten
Link zur zeichnerischen Methode: Diese drei Talfalten sind die Mittelsenkrechten der Strecken PjPj+3 , j = 1,2,3 der zeichnerischen Methode (Abb. 18).
Abb. 18: Mittelsenkrechte
In der Situation der Abbildung 16 liegen alle drei roten Faltlinien aufeinander. Wir legen nun die drei Flügel so um, dass sie alle aufeinander liegen und die roten Faltlinien gemeinsam haben (Abb. 19, gemeinsame Faltlinien oben).
Abb. 19: Umlegen der drei Flügel
Wir zeichnen senkrecht zu den oberen gemeinsamen Faltlinien eine Linie (Abb. 20). Theoretisch kann man das auch durch Falten machen, aber die Papierlagen sind mittlerweile so dick, dass dies kaum mehr praktikabel ist.
Abb. 20: Senkrechte Linie
Nun schneiden wir entlang der senkrechten Linie die Figur entzwei (Abb. 21).
Abb. 21: Entzweischneiden
Aufwickeln des Teils rechts gibt das gesuchte Dreieck (Abb. 22). Das darübergelegte Geodreieck dient nur zum Flachhalten.
Abb. 22: Das Dreieck
Aufwickeln des linken Teils liefert die Negativform (Abb. 23).
Abb. 23: Negativform
Weblinks
Hans Walser: Schließungsfiguren
https://walser-h-m.ch/hans/Schliessungsfiguren/
Hans Walser: Schließungsfiguren der Periodenlänge 6
https://walser-h-m.ch/hans/Schliessungsfiguren/06int_001-050.htm